Vorbereitung
10 Tage vor Abfahrt wurde ich in der Wiener U–Bahn (U4) bestohlen: Das Geld für die letzten Reiseeinkäufe, Kreditkarten, Führerschein, E–Card für Krankenkassa. Die Diebesbande war gut organisiert, denn es waren kaum Leute in der U-Bahn. Als ich meinen neu codierten Führerschein vom Verkehrsamt abholte, traf ich 5 junge Mütter mit ihren Kinderwägen. Sie wurden am selben Tag wie ich ausgeraubt, in der gleichen, fast leeren U-Bahn.
Als Glücksfall empfand ich, dass wir Kater Fritz nicht mitnehmen mussten. Kater Fritz war schon vor 2 Jahren mit uns in Norwegen und Finnland und kennt Skandinavien. Kater Fritz wurde zu einem Katzenliebhaber in Wien gebracht. Er und Fritz sind Individualisten und passen exzellent zusammen. Fritz war beim Abschied etwas nervös, aber ich wusste ihn in guten Händen. Ohne Kater zu verreisen erspart viel Gepäck, weil wir für jeden Tag eine Dose Katzenproviant mitnehmen hätten müssen … das wären 90 Stück.
Diese Reise war kaum vorbereitet, denn ich war meinen gestohlenen Papieren nachgehetzt. Wir hatten ein paar uninteressante Kurzführer, eine Landkarte und unser Garmin GPS (Satellitennavigation).
Zellereith (Deutschland)
Unsere erste Station was ZELLEREITH (Ramberg). Das ist ein kleines bayerisches Dorf bei Wasserburg. Wir waren schon 2x bei diesem Off–Roader–Treffen. Wir holten uns gute Tipps, trafen alte Bekannte , lernen neue Leute aus Strasshof kennen (das ist einen Steinwurf von Stillfried entfernt) und tauschten Reiseerfahrungen aus. Das Treffen organisierte die Münchner Firma DÄRR, die Ausstatter für Off-Roader ist. Diesmal waren 3 riesige Wiesen voll mit den zum Teil skurrilsten Fahrzeugen… die man hie und da in der weiten Welt wieder sieht. Viele Leute fahren aber nur von einem deutschen Off-Roader Treffen zum nächsten. Das Treffen findet jedes Jahr zu Fronleichnam statt, und für mich ist es immer wieder ein echtes Volksfest. Der riesige Bauernhof, auf dessen Wiesen wir „lagern“ durften, lebt hauptsächlich vom Unterstellen der Pferde. In der Reithalle wurden die allerbesten Diavorträge (oder Videos ) gezeigt. Ich schaute mir so viele Vorträge wie möglich an und geriet fast in Stress dabei… ich bin es nicht gewöhnt um Mitternacht in stockdunkler Nacht zurück zum Campy zu suchen.
Nun zu den Vorträgen.
Der netteste Vortrag war von einer Reiterin, die mit ihrem Haflinger von München nach Venedig über die Alpen im Schritttempo trabte. Übernachtet haben die beiden bei Bauern und in Reiterhöfen. Für mich beeindruckend war das tiefe Vertrauen zwischen Pferd und Reiterin. Nett war, wie die beiden alle Schwierigkeiten meisterten: es sind ja nicht alle autofahrende Leute freundlich, wenn man auf einem Pferd daherkommt. Und wo binde ich mein Pferd vor einer Pizzeria an? Oder vor einem Supermarkt? Wie bringe ich mein Pferd über schmale knarrende Holzbrücken?
Dann gab es einen Diavortrag von einem Profi-Reisenden, der mit seiner Frau auf dem Fahrrad von München nach Russland gefahren ist ( über Bulgarien, Rumänien, Ukraine, Krim). Er erwähnte kurz seine vorangegangenen Reisen. Zum Beispiel ist er mit einem Elefanten durch Indien geritten, auf einem Kamel durch die Sahara, mit einem Einbaum den Amazonas herunter, mit einem Pferd durch die Mongolei. Der Vortragende hat sehr persönlich gesprochen: wie er seine um 10 Jahre jüngere Frau kennenlernte und von seinen Rückschlägen und Schicksalsschlägen (die vor allem gesundheitlich waren).
Ein anderer Abenteurer lebte ein Jahr lang am BAIKALSEE in einer Jurte. Die Materialschlacht muss ungeheuer gewesen sein, weil ja alles, was man zum Überleben braucht, in dieses strenge Naturschutzgebiet gebracht werden musste.
Ein anderer Reisender erzählte von der bitteren Armut in Moldawien. Die arbeitsfähigen jungen Leute müssen ihr Land verlassen um zu überleben, dabei bleiben die Kinder in Waisenhäusern zurück.
Nach drei Tagen Vorträgen aus aller Welt, viel Erfahrungsaustausch und guten Ratschlägen war ich leicht k.o. Am letzten Abend gingen Walter und ich zu einer allerliebsten Gastwirtschaft hinauf nach RAMBERG, wo es offenes Weißbier gab (für uns Österreicher ungewöhnlich) und köstlichen Schweinebraten. Hier konnte ich die Hektik der letzten Wochen vergessen.
Dresden
Wir fuhren weiter nach DRESDEN. Walter war das letzte Mal dort, als die DDR den Ostteil Deutschlands noch fest im Würgegriff hatte. Wir fanden den uns empfohlenen Stellplatz nahe der Innenstadt am gegenüberliegenden Elbeufer.15 € kostete der Parkplatz. Wollte man Strom, musste man weitere 4 € pro Tag löhnen. Wir sind vom Strom unabhängig durch unsere Solaranlage, aber dieser Asphaltplatz war total im Schatten. Wer Wasser wollte, konnte von einem Automaten um 2 € für 2 Minuten ein Rinnsal auffangen und WC entleeren kostete wieder 2 €, daher stank es auf diesem Parkplatz erbärmlich.
Den ganzen Tag waren wir in den herrlichen Museen unterwegs, wobei ich locker für den späten Nachmittag eine Karte für das historische Grüne Gewölbe bekam (hat bis 19 Uhr geöffnet, dienstags geschlossen!). Walter war von der Frauenkirche begeistert. Am meisten genoss ich den Abend am Elbeufer. Wir nahmen unsere Klappsessel mit und sahen auf Dresden mit seinen goldenen Kirchturmspitzen, die in der sanften Abendsonne leuchteten. Der Grünstreifen am Elbeufer ist ein Erholungsgebiet, doch werden Picknicks und nächtliche „Ballermann-Feten“ eben dort geschmissen.
In Deutschland wird Bier in Plastikflaschen abgefüllt, für die man recht viel Einsatz zahlen muss. Die jungen Leute denken an so etwas und kaufen daher für ihre Alkohol-Feste kein Bier, sondern Prosecco oder Sekt und Wodka zur „Anreicherung“. Diese Getränke werden in pfandfreien Glasflaschen verkauft. Das spart das lästige Heimtragen der leeren Flaschen und den Rücktransport zum Supermarkt. Die Grünfläche des Elbeufers ist übersät mit Glasscherben.
Moritzburg
Wir fuhren weiter nach MORITZBURG:
Ich habe Moritzburg schon vor einigen Jahren gesehen und war begeistert von dem wunderbaren Schloss. Jetzt wurde das „Federnzimmer“ restauriert, und ich dachte, so ein Kunstwerk ist eine Reise wert, noch dazu wo Walter noch nie in Moritzburg war. Schade, dass mich der „Zirkus“ um Moritzburg so abgestoßen hat, dass ich nie mehr wieder hinfahren werde: Er begann am Parkplatz vor dem Schloss. Man sollte von einem Automaten ein Parkticket ziehen. Für eine halbe Stunde 0,50 € für ein Personenauto, ein Busfahrer musste für die gleiche Zeit 2 € in den Automaten werfen. Wir konnten kein Risiko eingehen: was ist wenn ein Parkplatzwart unseren „Campy“ als Bus bezeichnet? Und wie lange würden wir uns in dem Schloss aufhalten? Es war unmöglich, einen anderen Parkplatz zu finden, und so fuhren wir bis ans Ortsende zurück und gingen die weite Strecke zu Fuß bis zum Schloss.
Im Schloss angekommen, suchte ich die Toilette. An jeder Tür (innen und außen) stand in riesigen Lettern: Miettoilette: Die Gebühr von 50 Cent ist vor der Benützung zu bezahlen! Bezahlte man nicht, versperrte einem ein Drachen den Weg. Leider habe ich Walter meinen Rucksack mit meiner Geldbörse zum Halten gegeben. Er wartete im Schlosspark auf mich. Ich war in diesem Sommer in Finnland und Schweden in mindestens 10 Schlössern und mindestens in 10 Museen. Ich habe vor keinem Schloss oder Museum Parkgebühr bezahlt, geschweige denn für die Benützung einer Toilette in diesen Gebäuden. Ich habe in Moritzburg keinen einzigen jungen Menschen gesehen, geschweige denn Kinder – ganz anders als in Schweden und Finnland.
Kolberg (Polen)
Wir fuhren auf einer brandneuen Autobahn weiter in Richtung Bautzen. In POLEN angekommen kauften wir ZWIECZ Bier in Dosen und wir erfreuten uns an der ersten Tankstelle hinter der Grenze an einer erfrischenden Dusche wo wir erst nach deren Benützung bezahlen mussten.Wir fuhren auf einer Nebenstraße weiter und schon am Weg sah ich ein Schlafplätzchen neben dem anderen. Eine Feldstraße führte zu einem kleinen See. Die Leute die zum Baden , Fischen oder Picknicken kamen grüssten freundlich. Ich beobachtete die Vögel mit meinem Fernrohr und schlug fleißig in meinem Vogelbestimmungsbuch nach. Viele Polen sprechen Deutsch, weil sie in Deutschland eine Zeit lang gearbeitet hatte. Ich ließ mir gerne das Fischerlatein erklären. Wir verbrachten 4 Nächte an diesem See, was für uns ungewöhnlich lang war und in Deutschland nie möglich gewesen wäre. Ich konnte mich von den letzten anstrengenden Tagen gut erholen.
Wir fuhren weiter nach KOLBERG (nahe der Odermündung an der Ostsee). Kolberg wurde im II Weltkrieg von den Deutschen dem Erdboden gleichgemacht. Von dem riesigen gotischen Backsteindom blieb nur mehr der Rumpf übrig. Die Russen haben in der Besatzungszeit den Rest verkommen lassen. Erst jetzt wurde die Kathedrale wieder aufgebaut. Der Backsteindom zu Kolberg war das architektonische Vorbild von sämtlichen Kirchen an der Ostsee.
Diese Kirche ist sehenswert, weil irgendwie grotesk. Bis zum Kreuzrippengewölbe gibt es gotische Fenster. Später ist man auf die Idee gekommen, die Kathedrale höher zu bauen. Man baute ein völlig asymmetrisches Haus auf der Kirche mit blinden oder halb zugemauerten Fenstern. Der Abschluss ist waagrecht, darüber setzte man ein Dach aus Kupferblech, ähnlich einer Schneehaube. Der Überbau über die nette gotische Kathedrale ist völlig ohne Zweck. Man wollte nur Größe demonstrieren.
Betritt man die Kathedrale, so sieht sogar ein Laie, dass die gotischen hübsch bemalten Backsteinsäulen schief sind. Das ganze Bauwerk ist auf Sand der Ostsee gebaut, und die Baumeister hatten ihre liebe Not die ständigen Niveauänderungen im Sandboden auszugleichen. Das Fundament hatte sich schon zu Baubeginn kräftig gesenkt (Mich wunderte es, dass so ein schiefes Bauwerk überhaupt stehen kann und sogar einen Krieg überstanden hat). Mühsam wird um den Dom eine Altstadt rekonstruiert, einfach um Kolberg sein Profil wieder zurückzugeben. Das neogotische Rathaus, das Schinkel ebenfalls aus Backstein gebaut hatte, liegt noch im Dornröschenschlaf und wartet auf liebevolle Restaurierung.
Nahe der Altstadt hat man ein Parkgelände zu einem Militärmuseum umgestaltet. Hier sah man nicht nur Relikte aus dem Krieg, sondern russische Raketen, Panzer auf Rädern, einen russischen Hubschrauber, ein Kampfflugzeug, wo einer „chauffierte“ und sein Begleiter am Bauch liegend hinausschoss, ein Minenlegeboot, panzergerechte Pontonbrückenteile… die russischen Relikte waren fein säuberlich gestrichen in originaler Tarnfarbe. Nur die beiden Raketen, die auf einem Panzer lagen, schauten traurig aus, weil sie total ausgeweidet waren und von innen her rosteten.
Die sogenannte Altstadt war weit von unserem Parkplatz entfernt (auf den wir übernachteten), und so gingen wir über die Strandpromenade zurück. Hier gab es 1000 „Dreckerlläden“ mit Waren „Made in China“. Dazwischen drängten sich Kebab-, Eis- und Burger-Buden. Die paar Kioske, die Bernstein verkauften, waren in der Minderheit. Der Verkaufsdruck der Standler muss groß sein, man wird ununterbrochen angesprochen, wie in Marokko am Markt. Man kann sich nichts in Ruhe anschauen, die Preise sind überhöht, man kann nur flüchten.
Die Ostsee ist rau, eiskalt, und es ist immer stürmisch. Es werden Strandkörbe um viel Geld angeboten. Für die Polen ist so ein Strandkorb zu teuer. Sie haben ihren eigenen Windschutz: ein paar spitze Stangen, die mit Stoffbahnen umspannt sind, werden in den Sand gesteckt. Die Leute liegen, ob dick oder dünn, wie die Sardinen auf Handtüchern am Boden. Wenn sie sich mühsam aus ihrer unbequemen Stellung hochrappeln, sind sie mit Sand paniert.
Leba
Ich wollte unbedingt weiterfahren nach LEBA. Vor ungefähr 17 Jahren war ich mit meiner Schwester Hanni dort und ich war hingerissen von dem kleinen beschaulichen Ort am Rande der großen Ostseedünen. Als wir diesmal nach Leba fuhren, war ich entsetzt. Aus der Idylle an der Ostsee ist ein Touristenmassenbetrieb übelster Sorte geworden. Jeder Millimeter ist verbaut, teils mit hässlichen Massenquartieren, teils mit Souvenir– oder Fressbuden. Campingplätze gibt es an jeder Ecke. Unserer kostete 13€, also war recht preiswert. Es gab genügend Duschen, und die waren sauber. Vor unserer Nase war ein Waschplatz mit heißem Wasser, für uns der reinste Luxus.
Auf dem Campingplatz bat ich um einen Sonnenplatz, was die Empfangsdame nicht verstand. Sie wunderte sich, dass wir keinen Stromanschluss brauchten (Der hätte 4 € zusätzlich gekostet). In den Abendstunden stand plötzlich ein langer Kerl vor unserem Campy, angetan mit Militärschnürschuhen bis zur halben Wade, einer kugelsicheren Weste und Schlagstöcken verschiedener Größen im Gürtel, nebst Handfesseln. Er war augenscheinlich ausgeschickt worden um nachzusehen, ob wir nicht klammheimlich ein Kabel von unserem Campy in eine Steckdose steckten – da wir unsere eigene Solaranlage am Dach haben, benötigen wir keinen Stromanschluss.
Am nächsten Morgen war es nicht zu heiß, und wir machten uns auf den Weg zur großen Düne, die in einem Naturschutzgebiet lag. Wir als Pensionisten mussten nur den halben Eintritt zahlen wie überall in Polen. In Deutschland gab es nirgends Pensionistenrabatt.
Der Weg zur Düne war gepflegt und sauber. Es waren ausreichend Mülleimer vorhanden und WC- Boxen die unentgeltlich benutz werden durften. Massenweise radelten Touristen mit viel Geklingel und Affenzahn durch die Gegend. Kein Vogel verirrte sich in Menschennähe bei so einem Lärm. Seit meinem letzten Besuch vor 17 Jahren bei der großen Düne hat sich diese ordentlich weit verschoben. Wie immer ist eine Düne zum Herumkrabbeln freigegeben und die andern gesperrt. Es war aber kein so ungezwungen fröhliches Erlebnis wie vor Jahren. Ein eisiger Wind pfiff uns um die Ohren. Wir kehrten mit einem Elektrowagerl zurück zu unserem Campingplatz. Etwas erstaunt waren wir beim Anblick des Raketenmuseums mitten im Naturschutzgebiet. Man hatte alle Raketen vereint, die im Laufe der russischen Besatzungsjahre hier getestet wurden oder sich an der polnischen Ostsee verirrt hatten.
Olstyn
Am nächsten Tag fuhren wir weiter in Richtung OLSTYN in den MASUREN
In Olstyn gibt es ein Freilichtmuseum und auf diesen Parkplatz übernachteten wir.
Wir hatten ein interessantes Gespräch mit einem Reisebuschauffeur aus Dresden, dessen Reisegruppe sich gerade am Weg ins Freilichtmuseum machte. Der Buschauffeur fährt durch ganz Europa im Auftrag von Reisebüros. Er arbeitet selbstständig, das heißt, er muss für seinen Bus sorgen und Autobahnmaut, Parkgebühr und natürlich die Raten zahlen. Die Reisegruppe bestand aus alten gebrechlichen Leuten, ausschließlich aus dem östlichen Teil Deutschlands. Der Chauffeur erzählte uns, dass die ehemaligen DDR Bürger die volle Pension erhalten, weil sie ohne Unterbrechung gearbeitet haben, auch die Frauen, die die Kinder schon knapp nach der Geburt in der Krippe abgeben konnten. Es lag im Interesse der DDR, die kleinsten Bürger durch gezielte Erziehung zu kontrollieren.
So kann ein Pensionistenpaar leicht auf 3000€ im Monat kommen. Diese Leute können es sich leisten Busfahrten zu machen. Fernziele sind ihnen nicht geheuer, und so fahren sie gerne in die Gegend, wo ihre Eltern herkamen, oder wo sie ihre Kindheit verbracht hatten. Die Reisegäste hatten nur Halbpension gebucht, und der Busfahrer wärmte in seiner kleinen Bordküche zu Mittag Würstchen, um sich ein Zubrot zu verdienen. Er verkauft auch gekühlte Getränke, Bier und Wasser in Halbliterflaschen. Was den Busfahrer ärgerte war, dass in London bei einer offiziellen Führung das Denkmal von dem Luftwaffengeneral gezeigt wird, der Dresden abgefackelt hatte. Das empört die alten Sachsen, die noch als Draufgabe 45 Jahre russische Besetzung bekommen haben. Ich hörte etwas interessantes: Jede Nation, ob Pole, Ungar, Kroate, Slowake oder Tscheche, hat einen gewissen Nationalstolz. Hat ein Deutscher Nationalstolz, wird er sofort „Nazi“ geschimpft. So wird im glücklich vereinten Europa der Nationalhass auf kleiner Flamme gehalten. Das Busreisegeschäft ist sensibel. Die Pensionisten, die noch genügend Geld haben, werden krank, werden ängstlicher, oder sie sterben aus. Junge Leute machen nie eine solche Busreise. Die fliegen nach Hurgada an das rote Meer oder all–inklusive in die Türkei, vorausgesetzt sie haben einen Job. Die Jungen wollen Ballermann–Feten und Disco.
Ich sah in einer Stadt nahe diesem Freilichtmuseum ein Hotel mit mindestens 1000 Zimmern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser riesige Hotelkomplex immer ausgebucht ist.
Masuren
Ich erzählte beim „DÄRR-Fest“, dass wir in die Masuren fahren wollten. Wir wurden von mehreren Leuten gewarnt, dass es dort unmöglich sei, ein Schlafplätzchen zu bekommen. Als ich vor 17 Jahren dort war, sind wir munter mit einem kleinen Boot in den Masuren herumgefahren und hätten an jeder Ecke übernachten können. Ich wollte es einfach nicht glauben, gab es doch an jeder Ecke Erholungsplätze, die für jeden zugänglich waren. Wir sind jeden Winkel der Masuren abgefahren und fanden tatsächlich kein Schlafplätzchen. Nicht einmal eine Maus hätte eines gefunden.
So nahmen wir uns einen Campingplatz um 10 € natürlich ohne teuren 4 € Stromanschluss.
Ich wählte ihn, weil man sich hinstellen konnte, wie man wollte. Ich wollte mir auf keinen Fall einen abgesteckten Platz zuweisen lassen. Die polnische Platzwartin war grantig, weil ich nicht im Voraus alles bezahlen wollte. Unsere Verweildauer war wetterabhängig, was sie nicht begreifen wollte. Die Campingplatzeinrichtungen waren relativ neu, aber heruntergekommen. Die Besitzerin kommt jedes Monat aus Warschau, um ihren Profit zu holen, ist aber zu keiner kleinsten Reparatur bereit.
Das Schönste an diesem Campingplatz war das Gasthaus gegenüber. Dort bestellte ich nicht nur herrliches Bier, sondern FLAKI. Das ist eine Kuttelflecksuppe mit viel Gemüse und Pfeffer, ein Nationalgericht, dann PIROGEN, das sind Teigtaschen mit Brimsen oder faschiertem Fleisch oder Kraut mit Schwammerln gefüllt. Walter aß Schweinefilets, trank auch 2 Bier und zum Schluss tranken wir beiden noch einen ordentlichen Schluck Schubrowka Wodka. Walter konnte noch zählen und bezahlte, mich hat er zum Campy geführt, wo ich sofort im Tiefschlaf versank. Der Ausflug ins Gasthaus hat für uns beide 20 € gekostet. In Polen ist das Essen noch recht preiswert. Hier einige Beispiele: 1 kg Brot 1€, 1 Weckerl 25 Cent, ein ganzes Grillehndl 4 € und gutes Marken- Dosenbier kostet beim Lidl 49 Cent. Diesel kostete unter einem Euro.
Die Masuren haben sich sehr verändert. Einige Naturreservate sind noch erhalten, wo die verschiedensten Vögel in den moorigen Ufern brüten können. Oft führt die Straße direkt am Ufer vorbei und man sieht Enten, Reiher und Störche aus dem breiten Schilfgürtel aufsteigen.
Auf vielen Hausdächern befanden sich Storchennester, das spricht für das saftige Frosch-Futter aus den Moorseen. Aber jeder Zentimeter des frei zugänglichen Seeufer ist verhüttelt. Ein Restaurant oder Hotel steht neben dem anderen oder ein Campingplatz wurde abgesteckt , ein Parkplatz abgezäumt, wo man sofort zahlen muss. Jedes Privathaus an einem Seeufer hat Fremdenzimmer und der Zugang zum See ist mit festen Drahtzäunen abgesteckt. Wir fanden keine einzige Möglichkeit, eine Fahrpause einzulegen, geschweige denn ein Picknick zu halten. Wir konnten das Auto nie neben der Straße abstellen. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wo wir diese Nacht zubrachten.
Danzig
Wir fuhren weiter nach DANZIG. Vor 17 Jahren war ich begeistert von dieser aus Schutt und Asche wiedererstandenen Stadt. Ich erinnere mich an wunderschöne Spaziergänge am Flussufer entlang. Heute sieht man weder etwas vom Fluss noch von den gut hergerichteten Häuserfassaden, weil jedes Eck mit einer Verkaufsbude verstellt ist. Ich hatte Mühe, mich zu orientieren und bin am Wahrzeichen von Danzig vorbeigegangen, weil ich es einfach nicht sah. Es gibt noch einige edle Bernsteinläden, aber der Grossteil der feilgebotenen Waren stammen aus China. Walter war vor der Wende beruflich oft in Danzig, das durch die russische Besatzung recht und schlecht vor sich hinvegetierte. Doch jetzt war er entsetzt, was aus dieser Stadt geworden ist. Schon beim Eingang durch das Stadttor sieht man ein riesiges Bild vom total zerstörten Danzig und den überdeutlichen Hinweis, dass die Deutschen dieses Inferno angerichtet hatten (Wirbt man so um Gäste?). Der Spaziergang zum Getreidetor gestaltete sich zum Hindernislauf. Chinesische Aufziehpüppchen stellten sich in den Weg, kostümierte junge Leute wollten sich um Geld fotografieren lassen. Schulkinder saßen mitten auf der Straße und Musikanten produzierten Misstöne auf ihren Instrumenten. Für uns kam nur eines in Frage: Auf und davon… aber wo ein ruhiges Plätzchen finden? Die EU hat in Polen schnurgerade Straßen gesponsert, die als Rennbahnen dienen und das Land wie mit einem scharfen Messer durchschneiden. Unser Campy wurde gejagt wie ein alter Hund. Wenn man nicht durch die Gegend rast, sondern auch mal rechts und links schauen will, wird man angehupt und angeblinkt. Man kann nirgends eine Pause machen. Wir fuhren und fuhren, als wären wir auf der Flucht bis nahe der Grenze zu Litauen.
Suwlaki
Die Grenzstadt heißt SUWLAKI und war mir als elende Industriestadt am östlichsten Rand von Polen schon von der letzten Baltikumreise vor einigen Jahren bekannt. Die Stadteinfahrt war nicht gerade ermunternd, wir suchten verzweifelt eine ruhige Gasse, wo wir schlafen konnten und landeten in einer Sackgasse. Ich stieg aus, um mir die steif gewordenen Füße zu vertreten und sah, dass wir unweit von einem Flüsschen standen. Zu meinem Erstaunen sah ich, dass ein sauberer Weg entlang des Flüsschens angelegt war, umgeben von einer netten Parklandschaft. Auf den Bankerln am Flussufer saßen junge Leute. und Hunde wurden Gassi geführt. Ich schlug Walter vor diesen Weg entlang zu gehen und wir fanden völlig unverhofft paradiesische Zustände. Wir landeten bei einem blitzsauberen See, der rundherum völlig frei zugänglich war. In der Mitte des Sees befand sich eine Insel, um die majestätisch weiße Schwäne herumschwammen. Um den See herum war ein breiter Grasstreifen angelegt. Wir gingen an einem edlen Restaurant vorbei und sahen einen riesigen Park vor uns mit Kinderspielplatz und Picknickplatz. Ein Ufer war zu einem kindergerechten Strand hergerichtet, in dem Scharen von Kleinkindern planschten. Daneben befand sich ein Ausflugslokal mit Tischen und Bänken auf der Terrasse. Alle Tische waren dicht besetzt. Als ich verzweifelt in der Runde umherblickte, rückten spontan einige junge Polen zusammen, damit wir uns setzten konnten. Ich war so fertig von der Hetzjagd durch die Masuren und Danzig, dass ich gleich 3 Bier in mich hineingoss. Walter hat mich dann zu unserem Campy gezogen und geschoben, und hätte ich nicht ein ganzes Paket Zwiebelchips gegessen, hätte ich in unserer Sackgasse gut und tief geschlafen.
Riga (Lettland)
Wir fuhren weiter in Richtung Baltische Staaten. Ich kenne die baltischen Staaten sehr gut, waren wir doch lange mit unserem Campy 2004 in Litauen, Lettland und Estland. Ich konnte gut feststellen, was sich in all diesen Jahren verändert hatte. Auch hier hat die Europäische Union kräftig die Infrastruktur aufgebaut. Die Straßen haben sich von russischen Holperstraßen zu hochmodernen Fernstraßen gemausert. Bemerkenswert ist jeweils das breite Bankett. Sieht man, dass ein entgegenkommendes Fahrzeug überholt, weicht man auf das Bankett aus (so wie in Südafrika). Der Verkehr ist flüssig, ohne dass man sich wie in Polen gehetzt fühlt. In der Nähe von RIGA sah ich eine ganz neue Stauwanne, die ausgeschaut hat wie eine riesige Waschmuschel mitten in der brettelebenen Landschaft. Wie das Wasser ohne Gefälle in die Wanne fliesst, konnte ich mir nicht erklären, aber mit diesem Stauwasser wird der Strom für Riga erzeugt. So ein technisches Meisterwerk hat sicherlich etlichen Balten zu einem Job verholfen, ebenso wie vielen Spezialisten aus Europa.
Neben den Straßen befinden sich neu gebaute Radwege, ähnlich wie in Skandinavien. Die Bushaltestellen haben ein kleines Wartehäuschen, sogar mit Mistkübel. Neben den Straßen befinden sich Wassersammelrinnen, mit Kies ausgelegt, weil der Grundwasserspiegel 10 cm unter dem Niveau ist. Die Hotelanlagen sind klein und fein, jedes Hotel bietet Stellplätze für Campingfahrzeuge. Der sanfte Tourismus wird gefördert. Es gibt günstige Übernachtungsmöglichkeiten für junge Leute, und Plätze, wo sie ihr Zelt aufstellen können.
Der Hauptexport der baltischen Staaten ist Holz bzw. Holzschnitzel für Spanplatten. Die werden per Bahn in die Fabriken gebracht. Wird ein Baum geschnitten, wird sofort aufgeforstet. Lettland ist geographisch gesehen ein Sumpfland hinter den Ostseedünen. Diese Dünen wurden zum Naturschutz erklärt, und findet man einen Parkplatz und einen Zugang zum Meer, kann man sicher sein ein paar Toiletten anzutreffen und vor allem Mistkübel.
In der Nähe von Tallin besuchten wir ein Freilichtmuseum. Ich habe schon viele viele Freilichtmuseen in aller Welt gesehen, aber die Balten waren immer ein entsetzlich armes Volk. Die Baltischen Staaten waren in ihrer ganzen Geschichte Zankapfel zwischen den Großmächten… ob Schweden und Sachsen, ob Russland und Deutschland, jeder begehrte die baltischen Staaten als Pufferzone. Dabei wächst auf diesen feuchten Wiesen höchstens Buchweizen. Jetzt laufen ein paar Kühe im ewig feuchten Gras herum.
Tallin (Estland)
Heute geht es den Balten gut: im Norden von Tallin an der Ostsee sah ich reihenweise Designer–Fertighäuser blockartig aufgebaut. 4 Familien haben in dem Stockhaus Platz. Jedes Haus hat einen Balkon mit Grillplatz und Wetterschutz. Die Gartenanlagen haben keine Zäune wie in Finnland und sind sehr gepflegt. Es gibt außerhalb der Großstädte Supermärkte, die bis 22 Uhr geöffnet haben. Obst und Gemüse ist nach wie vor unerschwinglich, es wird zumindest angeboten. Man versucht sich der alten Hausbauweise aus Holz zu erinnern. Die Häuser werden wegen des sumpfigen Bodens auf Pfosten gebaut. Die Ytong–Wände werden dann innen und außen mit Holz verkleidet, was eine zusätzliche Isolation in den bitterkalten Wintern gibt.
Für Finnland bedeutet ein blühendes Baltikum ebenfalls einen wirtschaftlichen Aufschwung, weil sämtliche EU-Warentransporte mit den riesigen Fähren in 4 Stunden von Tallin nach Helsinki stattfinden. Der Hafen von Tallin ist brandneu. Das Alkoholgeschäft findet jetzt in einem Gebäude mitten am Hafenparkplatz statt. Trotzdem ist einer von uns im Campy geblieben, wurde doch in unser Auto bei unserem letzten Besuch in Tallin (als wir von Norwegen kamen) eingebrochen und das Satellitennavigationssysem herausgerissen, mitsamt dem Armaturenbrett. Wir kauften recht viel von dem berühmten Tallin-Likör, weil wir wussten, dass in Finnland eine Dose Bier 2,50 € kostet und der billigste Wein mindestens 10€. Mit der Fähre erreichten wir Helsinki und fuhren gemächlich weiter, um uns einen Schlafplatz zu suchen. Wir waren beiden müde und grantig, und am Ende eines kleinen finnischen Dorfes fanden wir eine Sportanlage mit einem Badesee. Man konnte ganz nahe zum See fahren. Der See war frei zugänglich, ohne Gebühren. Ich bin sofort in den See gehupft. Ein Sprungbrett (mit 2 Höhe ) gab es für Übermütige, Holzstege mit Leitern die ins Wasser führten erleichterten mir den ersten Kälteschock… der keiner war, das Wasser war angenehm warm und blitzsauber. Einen Kinderstrand gab es mit viel herumliegenden Spielzeug und Begrenzungszaun. Die große Überraschung fand sich im Badehäuschen. Hier gab es heiße (!) Duschen – auch umsonst. Ende Juni sind in Finnland die Nächte kurz, und so kamen am späten Abend Jogger, Radfahrer, Rollschuhfahrer an den See und kühlten sich mit großem Vergnügen ab. Ich war so angetan von diesem wunderbaren Platz, dass wir gleich drei Nächte dort blieben.
Wir fuhren weiter ans Meer. Wir wussten von unseren früheren Reisen, dass es in der Nähe von kleinen Marinas gute Schlafplätze gibt. So landeten wir in einer ruhigen Bucht. Ein kleiner Steg führte zu den Bootsanlegeplätzen. Plötzlich entdeckte Walter ein rotes Rettungsschiff, das ein ziemlich großes Schiff seitlich zum Steg schleppte. Walter machte Fotos und fragte den Kapitän, ob das Schiff eine Havarie hat und ob er helfen könnte. Neugierig kam ich hinzu, und als die Finnen sahen, dass wir von sehr weit her kamen, wurden wir gleich eingeladen zur Besichtigung des Schiffes. Das Schiff war ursprünglich ein Minensuchschiff Baujahr 1943. Bis 1944 versah es seinen Dienst. Dann war für Finnland der Krieg zu Ende. Der Schiffsrumpf bestand aus alten finnischen Eichen und der Bauplan war den alten Wikingerschiffen ähnlich. Es wurden keine Eisennägel verwendet, sondern Holznägel und Holzkeile. Der finnische Kapitän (er war in unserem Alter) hat vor 25 Jahren dieses Kriegsboot gekauft und dann im Laufe von 4 Jahren sein Traumschiff daraus gebaut.
Der Finne war bei den Helsinki Verkehrsbetrieben bis zu seiner Pensionierung tätig. Er hatte Schichtdienst. Kaum hatte er frei, arbeitet er an seinem Boot. Der kleine Sohn war damals 3 Jahre alt und wuchs mit dem Boot auf, weil seine Mutter in einer Bank arbeitete. Jetzt ist der Bub 30 Jahre alt, selber begeisterter Techniker. Er erzählte stolz , dass er in der Schule so gut war, dass er für ein Jahr ein Stipendium für die Technikerschule in Bochum erhielt. Nur 5 Schülern aus seiner ganzen Schule wurde eine solche Auszeichnung zuteil.
Die Führung durch das Schiff war spannend: Der Schiffsmotor war ein alter Autobusmotor, die geraden Scheibenwischer stammten aus ausrangierten Autobussen, und der Kapitänsaufbau war ebenfalls ein Autobus. Es stellte sich heraus, dass der (ebenfalls von einem Bus stammende) Anlasser defekt war. Uns wurde erzählt, dass ein zweiter in Helsinki noch vorrätig war. Das Schiff war geräumig: Im Unterdeck befanden sich 6 Schlafkojen. Hier sah ich den völlig trockenen Eichenschiffsrumpf mit dem Holznägeln. Im Zwischengeschoß war neben weiteren Schlafkojen die Küche mit Propangasherd, Eiskasten und einem Holzdauerbrandofen zum Heizen. Das Brennholz lag gleich daneben. Oben an Deck war die Brücke, die sehr gemütlich eingerichtet war. Vor einer Bank ebenfalls zum Schlafen stand ein großer Esstisch. Der Kapitän konnte auf alle Seiten durch seine Autobusscheiben hinausschauen. Hier stand auch das Radar, Funkgerät, und das Steuerrad. Strom wurde durch eine kleine Solarzelle und ein Dieselaggregat erzeugt. Das Schiff hatte einen 1000 Liter Wassertank und einen 1000 Liter Dieseltank. Vor und hinter der Brücke befand sich ein „open Deck“ mit je einer Gartengarnitur und einem Grillplatz. An diesem kleinen Stellplatz kostete die Liegegebühr 10 €. Wenn man anlegt darf man sich Strom nehmen. In der nahen Stadt hätte man 70 € Anlegegebühr zahlen müssen.
Die Finnen sind sehr gastfreundlich. Walter rückte gleich mit einer Fuhr polnischen Bier an. Die Frau des Kapitäns erzählte uns, wie sie zu billigen Bier kommt: es pendeln Schiffe aus Estland im Meer zwischen Tallin und Helsinki und die verkaufen Alkohol von Bord zu Bord. Dieses Bier ist noch billiger wie am Hafen von Tallin. Schifffahren ist für die Finnen ein Nationalsport. Das Problem ist der Winter, der in Finnland 8 Monate dauert. Im November, Dezember und Jänner gibt es kaum Tageslicht. Es dringt nur hie und da für maximal eine halbe Stunde ein Lichtschimmer durch. Oft ist es bitter kalt. Zwischen Minus 20 Grad und Minus 30 Grad ist keine Seltenheit. Wenn es im Winter Schnee gibt, ist die Dunkelheit leichter zu ertragen, weil Schnee leuchtet. Durch die Erderwärmung gibt es Schnee erst Ende Jänner und Februar, anstatt wie früher im Dezember. Zum Schluss fragte ich noch wieviel eine Schiffsrettung kostet. Der Kapitän erzählte mir, dass man jedes Jahr einen Schutzbrief bezahlt und der eigentliche Abtransport ist kostenlos. Der Schutzbrief gilt für ganz Skandinavien. Ich fand einen kapriziösen Kater an Bord mit hellem buschigem Fell. Der Kater büchste immerzu auf den Landungssteg aus. Ich habe gehört, dass der Kater einmal in das Wasser geplumpst ist. Mit dem Fischfänger wurde er dann herausgeholt und sah aus wie eine Ratte. Gegen Mitternacht verließen wir unserer Gastgeber.
Punkaharju (Finnland)
Wir fuhren weiter in die schönste finnische Seenlandschaft PUNKAHARJU. Dieser Landstrich im Osten Finnlands ist 25 km von SAVONLINNA entfernt. Hier befindet sich das größte Finnische Forstmuseum LUSTO. Lusto ist das finnische Wort für Baumjahresring. Das Museum ist ganz aus Holz gebaut. Gleich bei Eingang hingen Holzplatten, und man konnte selbst feststellen, wie unterschiedlich schwer Holz sein kann. Geradezu fasziniert hat mich die Dokumentation über die Flößer. Nach dem Krieg war Holz ein begehrter Baustoff und das war der Grundstein für Finnlands wirtschaftlichem Aufschwung. Es gab Dokumentarfilme, wo man sah, wie die Flößer die Baumstämme mit über Hitze gedrehten Wurzeln aneinander banden. Flößer war ein schwerer Beruf. Man musste über einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn verfügen. Die Baumstämme wurden mit Pferden durch den Schnee gezogen und über Rampen in die Seen (oder Flüsse) geworfen. Dort wurden sie mit gedrehten Wurzelstücken zu Flößen zusammengebunden und an ihren Bestimmungsort gebracht. Der Flößer lebte oft tagelang in einer kleinen Hütte auf einem Floß, um die kostbare Fracht mit einem ganz einfachen Ruder in die richtigen Seen zu steuern. Die Waldarbeiter waren monatelang von ihren Familien getrennt. In einem Freilichtmuseum konnte ich deren Unterkünfte sehen: es gab ein großes Blockhaus, das als Wohnhaus diente. In Finnland gab es genügend lange, feste Stämme, um etwas in dieser Größenordnung zu bauen. Die Zwischenräume waren mit Moos ausgestopft. Drinnen stand ein riesiger Ofen, entweder auf einer Blechwanne oder auf Kies. Das Ofenrohr wurde wegen der Brandgefahr mit einer Blechmanschette umfasst, so konnte ein eventuell glühendes Ofenrohr die Hütte nicht anzünden. Der Grundwasserspiegel in Finnland ist hoch, daher wurden alle Häuser auf kleinen Pfosten gebaut. In diesem Wohnraum befand sich ein großer Holztisch und herum standen Hocker. Schlafpritschen (oder je nach Platz Stockbetten) standen an den Wandseiten, wobei jeder Arbeiter oberhalb seines Bettes einen Kasten für seine persönlichen Gegenstände hatte.
Neben dem Schlafraum befand sich eine große Küche, deren Mittelpunkt ebenfalls ein großer Ofen war. Essen wurde nur in Blechgeschirr serviert. In der Küche befand sich eine Bettstatt für die Köchin und eine weit primitivere Schlafstatt für die Küchengehilfin. Nahe der Unterkunft stand eine große Sauna. In der Mitte befand sich ein Berg aufeinandergeschichteter Steine, unten eine Höhle die Tag und Nacht mit glosendem Holz befüllt wurde. Die Steine waren immer heiß. Die Sauna war der Gesundbrunnen der Arbeiter: es gab keine Ungeziefer wie Läuse oder gar Filzläuse. Diese Quälgeister kann man bis zu minus 80 Grad einfrieren. Weckt man sie auf , bzw taut man sie auf, sind die wieder putzmunter und frisch. 100 Grad Hitze (und darüber) überleben diese Tierchen nie. Ich sah Dokumentarfilme aus der 20iger Jahren bis heute.
In dem Freilichtmuseum sah ich Unterstände aus Holz, in deren Mitte immer ein Steinofen aufgebaut war. Auch in den alten Blockhäusern gab es nie Kachelöfen, die waren viel zu teuer. Um die großen Steinöfen waren Schlafbänke, und am Plafond hingen Stangen zum Trocknen der Kleidung. Diese Kleidung bestand zumeist aus gewalkter Wolle, wie bei uns in den Alpen. Ich sah Socken eines Waldarbeiters, die über der Trockenstangen hingen. Die waren bei der Ferse schon oft und oft geflickt, ein anderes Paar Socken hatte in einer anderen Farbe eine neue Ferse, von einer geschickten Frau eingestrickt. Später ersetzten die Waldarbeiter Maschinen. Heutzutage gibt es Forstmaschinen die ausschauen wie Ungeheuer von einem fremden Stern. Die haben keine Räder, sondern Raupen und können in einem Arbeitsgang einen Baum umsägen, die Rinde abschälen, den Baum in genaue Stücke schneiden und die Äste werden sofort gehäckselt. Die gehäckselten Äste werden auf Lastwagen „geblasen“ und zu den Spanplattenfabriken gebracht. Interessant war die Entwicklung der Kettensäge. Man durfte alle Maschinen in die Hand nehmen. Die ersten Kettensägen konnte ich nicht einmal aufheben.
Paateri
… liegt ca. 25 km in Richtung Süden entfernt von der größeren Stadt LIESKA. (Ostküste von Finnland). Man muss Paateri suchen, denn es liegt tief im Wald versteckt. Die Ausschilderung dahin ist gut, man kann sich nicht verfahren, wenn man ein bisschen aufpasst.
Der kleine Ort in der unmittelbaren Nähe heißt VUONISJÄRVI.
Lieska
Wir hatten keine Ahnung was uns dort erwartet, und zunächst fuhren wir sehr hochnäsig daran vorbei, um dann reumütig und dankbar die 30 km Zurückfahrt auf uns zu nehmen.
In LIESKA gibt es neben dem alten Holz-Glockenturm eine moderne Kirche, ebenfalls aus Holz und rund. In einer Broschüre stand, dass die alte Kirche abgebrannt ist und man eine neue errichtete, die wegen ihrer runden Form Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollte. Im Vorraum fielen mir 2 riesige Holzplastiken auf. Aus einem einzigen Stück Holz herausgeschnitzt sah ich Engel, die so lebendig dargestellt waren, als würden sie plaudern.
Informationsmaterial liegt in Finnland (wie auch in Schweden und Norwegen) überall auf, und so sah ich mir die Broschüre über PAATERI genauer an. Wir sahen in der Broschüre das Innere von einer Kirche, gebaut aus dicken Stämmen in Blockhausart. Der Boden bestand aus 10 cm dicken Baumscheiben und war mit Kunstharz ausgegossen. Diese Kirche wollten wir uns nicht entgehen lassen. Bei strahlendem Sonnenschein kamen wir in PAATERI an und wurden mit der Wohn– und Schaffensstatt der größten Bildhauerin Finnlands bekannt gemacht.
EVA RYYNÄNEN wurde 1915 in der Nähe des Bauernhofes ihres künftigen Mannes PAAVO geboren. Eva schnitzte schon als Teenager Tierfiguren. Mit 19 Jahren bekam sie ein Stipendium in Helsinki, wo sie Bildhauerei studieren durfte. 1944 wurde geheiratet, und das Ehepaar lebte in einer kleinen Hütte (der späteren Saunahütte) vom Ertrag der kargen Landwirtschaft und ein paar Kühen.
Karelien
… ist ein Landstrich mit unendlich viel Holz. Wenn es Eva neben ihrer schweren Landarbeit möglich war, schnitzte sie. Erst in den siebziger Jahren wurde Eva durch eine selbstinszenierte Ausstellung schlagartig berühmt. Der geräumige Kuhstall wurde in ein Atelier für Großplastiken umgestaltet. Wenn man das Atelier betritt, hat man das Gefühl, Eva RYYNÄNEN würde jeden Moment hereinkommen. Sie hatte verfügt, dass nach ihrem Tod alles so belassen sein sollte, wie sie es zurückgelassen hatte, um einem großen Publikum einen Einblick in ihr Schaffen zu ermöglichen. So sah man in diesem Atelier Entwürfe, wo Eva noch mit sicherem breiten Strich die zu bearbeitenden Figuren vorgezeichnet hatte. Halbfertige Plastiken lagen auf der alten Drehbank mit Fußantrieb.
Persönliche Dinge blieben unverändert. Etwa der Plattenspieler. Auf dem lag eine alte schwarze Platte mit Liedern von einem finnischen Bariton gesungen (ich habe seinen Namen vergessen). Klavierbegleitung: der Wiener Erik Werba (er war der berühmteste Liederbegleiter seiner Zeit und hat unter anderem Christa Ludwig begleitet). In dem Atelier standen viele Plastiken. Ein fast lebensgroßer Braunbär und 3 tanzende Bären, alle aus einem einzigen Holzstamm herausgeschnitzt, sind mir besonders in Erinnerung, ebenso ein Mann dem ein Bein fehlte.
Der Fußboden bestand aus ca 10 cm dicken Baumscheiben, die mit Kunstharz ausgegossen wurden und versiegelt. Wohin man schaute – es war alles aus Holz. Sehr kunstvoll die Treppe in den ersten Stock mit einem dünnen Stamm, der als Geländer diente. Das Telefon stand auf einem Einbaum, und der riesige gemauerter Ofen wurde mit Birkenholz beheizt.
Das Wohnhaus war ebenfalls frei zugänglich. Vom Bücherregal bis zu den Sitzgelegenheiten, den Reliefs auf den Wandbrettern bis zum Bett, das sich an den gemauerten Kamin anschmiegte, es war alles aus Holz … sogar der Briefkasten war aus Birkenrinde.
Die Küche war nur eine Kochnische. Ich schlussfolgerte, dass Eva lieber in ihrem Atelier schnitzte statt zu kochen. Eva musste geradezu besessen sein von ihrer Arbeit, weil sie 500 große Werke zurückließ, wovon sich der größte Teil in Finnland befindet und gehütet wird wie ein Goldschatz.
In dem oberen Stockwerk konnte man das „Büro“ besichtigen. Es war kein Büro im üblichen Sinn, sondern viele Bücher in kunstvoll geschnitzten Regalen und eine Menge von Reisesouvenirs. Ich erkannte Souvenirs aus Griechenland, Russland, Japan, Spanien und die gängigen aus Ägypten. Aus Rom sah ich Romulus und Remus mit der Wölfin, ein paar Buddhas aus Ostasien und einer riesengroßen Tischplatte aus AGRA (Indien). Einlegearbeiten den alten Mosaiken aus TAJ MAHAL nachempfunden. Eva hatte Geschmack. Sie wählte eine blütenweiße Marmortischplatte mit vorwiegend feinen Lapislazuli–Einlegearbeiten.
Die Tischfüße schnitzte sie selbst dazu – das passte wirklich nicht zu diesem Tisch im Stil von Taj Mahal und wirkte wie ein kalter Fremdkörper in dieser warmen Holzumgebung.
Besonders beeindruckt hat mich die Blockkirche aus riesigen Stämmen. Der Boden bestand wieder aus 10 cm dicken Holzscheiben, und der dazwischen liegende Platz wurde mit Holz in Tränenform ausgefüllt. Dann wurde Kunstharz drüber gegossen und alles versiegelt. Die Kirchbänke wurden aus einem Stamm heraus geschnitzt, so dass Sitzfläche und Lehne in einem waren. Alles schön rund und geschmeidig. Die „weichen“ Bänke wurden noch mit Schnitzereien verziert und luden zum Verweilen ein. Der Altar bestand aus einen einzigen Wurzelstock. Ebenfalls aus einem Stamm herausgeschnitzt sah man eine Skulptur mit 6 eifrigen Sängern. Der eine hält einen Rucksack aus Birkenrinde in der Hand (Proviant wurde in diesen Birkenrindenrucksacken transportiert). Die Gesichter sahen finnisch (samisch) aus, mit hohen Backenknochen und leicht schrägen Augenpartien.
Der See, der das Anwesen umgab, spiegelte sich in der Glasfassade oberhalb der riesigen Flügeleingangstüren, die ebenfalls aus einem einzigen Baum heraus geschnitzt wurden. Sicherlich war sich Eva bewusst, dass sie sich ein Denkmal schuf. Man kann Paateri nur mit Seebüll (an der deutsch-dänischen Grenze) vergleichen, in dem sich Emil Nolde ebenfalls ein Denkmal gesetzt hat. Finnland hat wenige Künstler dieses Formats und ist daher stolz auf diese Bildhauerin, wohingegen Deutschland nicht immer stolz auf Emil Nolde war.
Eva starb 2001 mit 86 Jahren und ihr Mann ein halbes Jahr später mit 87 Jahren. Beide Eheleute sind im Garten von PAATERI begraben, wobei Eva die Steinskulptur für den Grabhügel schuf, der auf einer Anhöhe liegt. Von diesem markanten Platz hat man einen Überblick über den See, der umgeben ist von seinen dichten Wäldern.
Ich fragte mich, wo man diese wunderbaren Stämme für Evas Arbeiten finden konnte. Ich denke, Eva hat ihren ganzen eigenen Wald in Skulpturen umgewandelt. Sie sah in jedem Baum ein Bild. Die dicken Stämme für die Kirche stammen aus dem russischen Teil von Karelien. Als ich meine Landkarte ansah, konnte ich auf diesem breiten Grenzgebiet keine einzige Straße sehen. Dieser Streifen ist noch ein echter Urwald in Europa. In diesen unkultivierten Wäldern fand Eva ihre Bäume, die sie zum Leben in ihren Plastiken und Bauwerken erweckte.
Ich begegnete jemanden, der Eva noch persönlich kannte. Sie war rastlos tätig. Sie hat sich nie Zeit zum Essen genommen und auf den paar Fotos, die ich von ihr gesehen habe, wirkt sie nicht nur dünn, sondern klapprig. Eva konnte außer Finnisch keine Fremdsprache. Ihr Mann hielt sich stets im Hintergrund, war freundlich zu den Besuchern, während Eva sich nie von ihrer Arbeit abhalten ließ, egal wer auch immer zu ihr kam.
Nord–Karelien
Wir fuhren weiter nach NORD-KARELIEN. So heißt der Landstrich der an Russland grenzt. Die Hauptstraße die durch Karelien führt heißt : „VIA KARELA“. Auf der angrenzenden russischen Seiten gibt es nur einige unbefestigte Straßen, und man kann Russisch–Karelien als letzten europäischen Urwald bezeichnen.
Wir fuhren von SUOMUSSALMI nach RAATE. RAATE ist das letzte finnische Dorf an der Grenze. In Rate befindet sich ein vielbesuchtes Museum. Hier wird der Winterkrieg der vom 30.11.1939 bis zum 10.01,1940 dauerte dokumentiert. Stalin wollte in seinem Größenwahn Finnland teilen und sich den Norden einverleiben. Finnland war völlig überrascht und hatte nur eine Handvoll Männer für einen Gegenangriff aufzubieten.
Als wir in das Museum kamen, ein Holzbau, wurden wir gefragt, ob wir eine deutsche Multimediadokumentation erleben wollten. Ich konnte mir darunter nichts vorstellen und wir gingen in einen größeren Raum. Nachdem die geschichtlichen Hintergründe erklärt wurden, erschienen vor uns im Film die russischen Soldaten, die auf uns zugerannt kamen und wie wild um sich schossen. Die Finnen warteten bis es Nacht wurde. Die Russen zündeten Feuer an, denn es war ein besonders harter Winter mit Minus 40 Grad. Erst jetzt sah man, dass die „wilden“ russische Soldaten ganz junge Burschen waren, denen es an allem mangelte. Sie hatten keine Handschuhe an, keine festen Mützen, die auch die Ohren schützten, keine ordentlichen Schuhe. Die Soldaten stammten aus der Ukraine. Willkürliche Entscheidungen verdammten sie in das eiskalte Finnland. Den Finnen war es gelungen, sämtliche Versorgungswege abzuschneiden, und so hatten die jungen ukrainischen Burschen nicht einmal einen Blechnapf voll Essen zur Verfügung. Die Finnen sahen in der Nacht die lodernden Feuer, schlichen sich in ihren weißen Overalls hinter den dicken Bäumen an die Gegner heran und knallten die Eindringlinge ab. Die Finnen waren allesamt in ihren zivilen Berufen Forstarbeiter und Flößer und kannten jeden Weg, jeden Baum. Schlugen die Russen ihr Camp auf einen zugefrorenen See auf, wurde eine Handgranate hineingeworfen und die jungen Burschen in den eiskalten See gerissen. Die Finnen hatten ihre Erdsauna zum Aufwärmen und wussten wie man ein Feuer macht, das weder raucht noch lodert.
Ich als Besucher des Museums war sozusagen mitten im Kampfgeschehen, und als ich wieder im Freien war kamen mir die Tränen. Vor dem Museum war ein riesigen Feld mit Steinen, für jeden gefallenen Soldaten, egal ob Russe, Deutscher oder Finne gab es einen Stein. In der Mitte befand sich ein Glockenspiel wo jede Stunde eine der 3 Nationalhymnen gespielt wurde in Gedenken an die vielen Toten. Wir fuhren dann ganz knapp an die russische Grenze, wo die Finnen ein altes Grenzhaus wieder aufgebaut hatte. Heute ist es als Museum frei zugänglich.
Später erfuhren wir, dass die Finnen Suomussalmi während des Winterkrieges total niedergebrannt hatten und nach Schweden geflüchtet sind. In dieser Stadt gibt es kein einziges altes Holzhaus. Ich sah Fotos, wo nur mehr die Kamine wie die Eckzähne aus einem toten Maul herausragen. Als die Finnen in ihre Heimatstadt zurückkehrten, waren die Keller ihre erste Unterkunft.
Wir fuhren weiter zur KIRCHE VON KERIMÄKI. Die größte Holzkirche der Welt wollten wir uns nicht entgehen lassen. 1642 gegründet, von der Form her eine Doppelkreuzkirche.
3000 (!) Sitzplätze Holzbänke) hat der Innenraum, und 2000 Leute finden zusätzlich einen Stehplatz. Zum Bau mussten alle Gemeindemitglieder Hand anlegen und Holz stiften. Als man über die Größe der Kirche entschied, dachte man an die Feieretage und Markttage. Sämtliche Marktbesucher konnten die Kirche gleichzeitig besuchen. Der Herr Pfarrer wollte seine Predigt nicht zweimal hersagen. Wie in jeder finnischen und schwedischen Kirche steht auf der Kanzel eine große Sanduhr. Der Pfarrer hatte so keine Möglichkeit, seine Predigt ins unendliche auszuweiten, weil jeder Kirchbesucher gespannt auf die Sanduhr blickte.
Mir hat diese Kirche nicht gefallen, ich fand sie zu eintönig und erdrückend voluminös.
Gegenüber der Kirche war ein Buffet. Die Sonne lachte warm, Walter trank einen Cappuccino, der ihm wieder nicht schmeckte, und ich bestellte ein Eis mit dem köstlichen Namen SALMIAK. Das Salmiak Eis schmeckte mir überhaupt nicht. Ich konnte den Geschmack nicht identifizieren. Nicht alles, was einen interessanten Namen hat, schmeckt gut.
Wir hatten in all den vielen Wochen die wir unterwegs waren nur drei (!) Regentage. So suchten wir zum Schlafen „unseren Privatstrand“. Wir fanden immer einen, meist lag er am Anfang oder Ende eines Ortes. In der Früh hupfte ich direkt vom Bett in den See. Badeschuhe, Badetrikot und Handtuch legte ich mir schon am Abend zurecht. In Finnland und Schweden sind die Seen nie kalt. Es sind Moorseen, und das Wasser ist bernsteinfarbig und blitzsauber. Jeder Ort hatte einen öffentlich zugänglichen Strand, der sehr gepflegt war. Riesige Mistkübel waren allgegenwärtig, so dass kein einziges Papierchen am Strand liegen blieb. Umkleidekabinen waren überall vorhanden und meist ein WC.
Auf einem unsere Privatstrände entdeckten wir riesige Blechwannen und Holzgestelle. Sehr zu meiner Freude kam aus den Hähnen tatsächlich Wasser heraus. Ich musste an die vergangenen Reisen denken, wo ich oft und oft an einem Wasserhahn drehte dem ich nicht einmal das kleinste Rinnsal entlocken konnte. Ich dachte diese Blechwannen gehörten zu einem Fischereibetrieb. Im Norden von Finnland sind die Nächte kurz und die Leute schon sehr früh unterwegs. Eines Morgens weckten mich Stimmen, Wassergeplätscher und Kratzgeräusche auf. Neugierig steckte ich meinen Kopf aus dem Campy. Ich sah finnische Frauen, angetan mit Plastikschürzen, Gummihandschuhen, Trainingshosen, Gummischuhen oder Stiefeln, die mühsam Fleckerlteppiche, Läufer , Badezimmerteppiche, Klovorleger, Wohnzimmer-Teppiche aus ihren Autos heranschleppten und diese in die Blechwannen legten. Hinter den Damen trottete meist ein Mann, der übergroße Waschmittelflaschen und Bürsten brachte. Die Teppiche wurden eingeweicht und dann abwechselnd von den Frauen und den Männern stundenlang geschrubbt und gespült. Es kamen immer mehr Autos und immer mehr Teppiche, man musste sich schon an einem Waschplatz anstellen, obwohl mindestens 20 Wannen zur Verfügung standen. Es wurde gelacht, getratscht und geschimpft. Waren die Teppiche geschrubbt, wurden sie auf die Holzgestelle gehängt und erst am nächsten Tag abgeholt.
In Finnland sind die Lebensmittel teuer. Einmal besuchten wir einen Markt: Erdbeeren, Blaubeeren und frische Schotenerbsen wurden in Litern gemessen. 1 Liter Erdbeeren kostete 4 €. 1/2 Liter Eierschwammerl kostete 8€ (In Polen kostete ein Kilo geputzte Eierschwammerln ca 6 € und ein Kilo Erdbeeren 1 € und wenn sie besonders schön waren 1,50 €). Jungkartoffel wurden auch nicht gewogen, sondern in viereckigen Holzwürfeln verkauft. Für ein Kilo Bummerlsalat musste man 5 € zahlen , 1 Halbliter Dose Bier kostete bei LIDL 2.50€. Wir hatten genug polnischen Bier in unserem Campy. Das billigste Obst sind Bananen und Tomaten. Tomatensamen kommen aus Israel und die werden in Glashäusern gezogen. Preis zwischen 2 € und 3 €. Billig ist der Lachs. Wir haben Lachs in allen Variationen gegessen… auch auf‘s Brot denn in Finnland gibt es ein herrliches Schwarzbrot, was für die Samen (=Lappen) lebenswichtig war. Wir haben Lachs mit Reis gegessen, mit Tiefkühlgemüse oder mit Nudeln und Sauce. Sicherlich ist Lachs für uns Österreicher ein Luxusessen, aber jeden Tag Lachs… da sehnt man sich nach einem Schnitzel.
Eine Kirche möchte ich noch erwähnen. Es ist eine runde Holzkirche und ist in der Nähe von KAJAANI. Die Kirche heißt Paltamieni. Die Holzkirche ist berühmt wegen seiner naiven Malereien. Das Jüngste Gericht empfängt einem schon oberhalb des Eingangstores: die Männer steigen mit lächelndem Gesicht auf in den Himmel, und in das Höllenfeuer werden nur die Frauen geworfen.
Rovaniemi
Wenn man im Norden von Finnland ist, muss man die Weihnachtsstadt ROVANIEMI besuchen. Hier geht der Polarkreis durch. Hier wohnt der Weihnachtsmann, mit dem man sich um viel Geld fotografieren lassen kann. Wir beschränkten uns darauf, unsere geheimen Wünsche zu deponieren. Da es für den Polarkreis sehr warm war, ich glaube es hatte 25 Grad, waren wenige Touristen in der Santa-Claus City. In der Weihnachtszeit hat Santa Claus mehr zu tun. Zum Beispiel geben die Kleinkinder ihren Schnuller ab, bevor sie zum Weihnachtsmann vorgelassen werden. Folgedessen sagt man in Finnland zu den kleinen Kindern: „Wir müssen bald nach Rovaniemi“, und das Kind weiß: jetzt muss es sich bald von seinem Schnuller trennen.
In Rovaniemi gibt es ein riesiges Arctic-Museum. Hier erfuhr ich, warum die bunten Kappen der Lappen (Samen) immer 4 Zipfe haben: das deutet die 4 Weltrichtungen an. Der Lappen waren ja Nomaden. Ich erfuhr, warum die Holzhäuser in Finnland und Schweden bis heute fast immer rot angestrichen sind: rote Farbe ist ein Abfallprodukt der Kupfergewinnung. Minium heißt das Produkt, das jedem Regen und jedem Kälte 10-15 Jahre standhält.
Am meisten fasziniert haben mich die Bilder eines naiven Malers, der ähnlich wie Henry Rousseau malte. Der Inhalt seiner Bilder erzählte vom Alltagsleben der Samen. Wie zum Beispiel: ein Lappe rudert mit seinem Einbaumboot zu einem einsamen Felsen in einem See und setzt dort seine störrische Frau aus, um sie zur Vernunft zu bringen. Die bösen Geister verschwinden durch Wind und Wetter und nach ein paar Tagen holt er sie wieder ab. Oder: eine Frau wirft ihren Mann aus dem gemeinsamen Haus, das aus aufeinandergeschichteten Steinen besteht und mit einem Dach aus Birkenrinde gedeckt ist. Der Mann hat eine halbleere Alkoholflasche in der Hand. Mit nur einem Schuh auf einem Fuß springt er über einen Bach, damit ihn seine rasende Frau mit ihrem Besen nicht erwischt. Auf anderen Bildern sieht man, wie die Lappen die Rentiere einfangen und zähmen, wie schwer die Quartiersuche vor allem im Winter war. Es muss ja genügend Holz, Wasser und vor allem Wild in der Nähe sein. Ein weiteres Bild zeigt, wie man getrockneten Fisch und Rentierfleisch in einem Lebensmittelhäuschen aufhängt. Die Vorratskammer war auf einem hohen glatten Baumstamm montiert, damit weder Ratten noch Mäuse oder Bären einbrechen konnten.
An den Flüssen wurden Lachssperren errichtet, die Beute wurde in Fässern eingesalzen.
Ganz selten wurden die Rentiere gemolken, denn wenn das Kitz im Sommer nicht genügend Milch bekommt, überlebt es den harten Winter nicht.
Die Küche war ein Zelt aus Birkenstangen. Drinnen brannte Tag und Nacht eine Feuerstelle, die mit Steinen abgegrenzt war. Es stand immer ein riesiger Kessel auf dem Feuer. Die Samen hatten ihre Schamanen, und die führten Gespräche mit dem Teufel, indem sie sich durch wilde Trommelschläge in den Trancezustand versetzten. Die Schamanen waren Wundheiler, aber mit ihren rauen Methoden, wie zum Beispiel dem Aufschneiden von Krampfadern, wie man auf einem Bild sah, haben sie mehr ruiniert wie geheilt. Die Gerichtsbarkeit war streng und die Strafen drakonisch. So sah ich auf einem Bild, wie eine junge Frau ausgepeitscht wurde, weil sie einen Liebhaber hatte. Die Finnen waren immer Nomaden. Nie mussten sie sich der Willkür von Fürsten unterwerfen. Sie waren nie Leibeigene, daher kennen sie bis heute kein Obrigkeitsdenken. Es gab keine Standesunterschiede und man war daran gewöhnt, hart zu arbeiten.
Im Norden von Finnland am Polarkreis wird es im Sommer nicht finster. Es war leicht für uns, ein geeignetes Schlafplätzchen mit unserem „Campy“ zu finden, weil der Zeitdruck wegfiel. In Finnland konnte ich es mir erlauben, anspruchsvoll zu sein: „Ich möchte es ruhig haben und knapp bei einem See stehen, für mein tägliches, morgendliches kühles Bad.“ Wir mussten nicht lange suchen: der Badestrand der kleinen Stadt war frisch gemäht, und dahinter lag ein großer offener Sportplatz. Ich konnte mich auf eine ruhige Nacht freuen. Nachdem ich ein großes Glas herrlichen Likör aus Tallin getrunken hatte und mir die Ohropax fest in die Ohren drückte schlief ich sofort ein. Um ca 6 Uhr 30 wurde ich nicht nur durch die pralle Sonne geweckt, sondern durch Autotürengeknalle. Langsam schälte ich mich aus meiner Daunendecke und zog mir mein indisches Flatterkleid über. Fast geräuschlos öffnete ich die Campytür. Ich traute meinen Augen nicht. Wir waren umzingelt von Autos, die dicht an dicht um uns herum standen. Aus den Autos krochen zum Teil ein oder zwei recht alte Leute heraus, die scheinbar nicht sehr gut zu Fuß auf einen Platz nahe dem Strand zusteuerten, der mit feinem Kies bestreut war. Immer mehr Leute strebten zu diesem Platz, zum Teil schwerfällig auf ihren Handwagerln (Rolleder) gestützt, zum Teil in Elektrositzwagerln. Um besser sehen zu können holte ich schnell meinen Feldstecher aus dem Campy.
Schwere Taschen wurden auf die Bänke gehieft und ausgeräumt, in Küchenwagerln wurde gekramt, die alten Damen schälten sich aus den Überkleidern um sich dann im Trägerleiberl zu präsentieren. Manche Herren hatten Mühe, sich über den fülligen Bauch zu bücken, um sich die Hosenbeine hinaufzukrempeln. Zwei Damen streiften sich fingerlose Rehlederhandschuhe über. Schachteln mit einem weißem Pulver wurden auf Klappstühle gestellt, und zu all den Aktionen wurde geschnattert. Finnisch ist für meine Ohren eine harte Sprache mit vielen gerollten rrrrr. Für mich klang es, als wäre ein Ganselstall umgefallen.
Endlich begriff ich, worum es ging, nachdem ein dicker Mann mit einem Teleskopmagneten aus seiner am Boden stehenden Sporttasche Bocciakugeln herausgefischt hatte. Ein schriller Pfiff ertönte. Alle Leute gingen so schnell sie konnten zu einem großen Topf, um sich ein Los zu holen. Der Bocciawettkampf war eröffnet. Die schwer gehbehinderten Leute erhoben sich mühsam aus ihren Rollstühlen, warfen mit leichter Geste ihre schweren Kugeln, um sich mit einem Plumpser wieder in ihre Gehilfen zurückfallen zu lassen. Manche Damen legten ihren Gehstock kurz weg, um schnell wieder danach zu greifen, als ihre Kugel unterwegs war. Ein paar Männer wischten sich den Schweiß von der Stirne mit den Frotteehandtüchern, die sie locker über die Schulter geworfen hatten. Es ging ununterbrochen: klick, klack. Je nachdem wie fest die Kugeln aneinanderprallten. Manchmal wurde zu den klick klack Geräuschen herzlich gelacht, oder eben nur laut geschnattert.
Obwohl mir schon schwindlig war, weil ich so lange durch meinen Feldstecher schaute, konnte ich meinen Blick von dieser Boccia-Gemeinschaft nicht lassen. Die alten Leute waren ständig in Bewegung und setzten sich erst dann auf die bereitgestellten Bänke, nachdem sie aus dem Spielverfahren ausgeschieden waren. Dort wurde fleißig das Spiel weiter kommentiert und imaginäre Kugeln in die verschiedensten Richtungen geworfen. Den Ausscheidungskampf bestritten zwei Männer, ich konnte nicht herausbekommen, welcher von ihnen gewann, weil sie sich am Schluss gegenseitig so fest auf die Schultern klopften, dass es krachte.
Die Damen zogen ihre Überkleider an, streiften ihre fingerlosen Rehlederhandschuhe ab, die Herren ließen ihre hinaufgestreckten Hosenbeine herunter, wobei ich mir einbildete sie schauten nach, ob sich nicht doch eine der kostbaren Kugeln darin versteckt hatte. Die Boccia Kugeln wurden feinsäuberlich mit den schweißgetränkten Handtüchern glatt poliert und in spezielle Boxen verstaut, die mit violetten Samt ausgeschlagen waren.
Als erstes verließen die Rollstuhlfahren und Elektrowagerlfahrer den Platz, und dann hüllten uns die abfahrenden Autos in eine Dieselabgaswolke. Um 8 Uhr 30 kletterte die Sonne langsam über die Wolken und es wurde trüb und kühler. Erschöpft vom Bocciaspiel Zuschauen kroch ich zurück unter meine Daunendecke.
Am 25 Juli 2009 verließen wir Finnland.
Haparanda (Schweden)
…heißt der Grenzort, der sich geographisch in Lappland befindet. Viele Uhren wiesen auf die Unterschiede der Zeitzonen hin. In Finnland ist osteuropäische Zeit, das heißt man sollte seine Uhr vorstellen. Ich habe nie daran gedacht, weil es Tag und Nacht hell war. In Haparanda gibt es ein riesiges Einkaufszentrum. Die Finnen kauften wohnwagenvoll ein, vor allem Lebensmittel, die schon transportfähig verpackt waren. Die Schweden sind sehr geschäftstüchtig und haben eine Kassa für ihre Schwedenkronen und gleich daneben eine Eurokassa für die Finnen. Man kann in ganz Skandinavien alles, sei es auch nur den kleinsten Kaffee mit Visa-Card bezahlen. Wir fielen in den IKEA ein, aßen gierig hot dogs und kauften Schokoladetorten. Dabei fiel mir auf, dass IKEA ein ganzes Lager voll mit den vielen Teppichen hatte, welches die sauberen Finnen an ihren öffentlichen Teppichwaschplätzen so fein säuberlich schrubbten.
Mir fiel auf, dass Schweden viel reicher ist als Finnland. Das sieht man gleich in der ersten Stadt: hier gibt es schöne alte Häuser, bereits zweistöckig mit kunstvoll filigranen Holzschnitzerein an Balkons und Veranda. Wir zogen die Jungfraunküste in Richtung Mittelschweden. Am Weg stehen etliche Informationstafeln herum, und dort befinden sich Kästen, aus denen man die Umgebungspläne frei herausnehmen kann. Bei dieser Gelegenheit fanden wir einen Stellplatzführer, der uns nützliche Dienste leistete.
Mein Lieblingsstellplatz heißt Angersjörn. Dort befanden sich nicht nur eine Menge blitzsaubere WCs mit Warmwasser, sondern eine große Tafel wo draufstand: STRAND. Ich schlüpfte in mein Badetrikot und am Weg zum Strand pflückte ich gleich unser Abendessen: herrliche Herrenpilze und Birkenpilze. Für solche Delikatessen hatte ich Semmelknödel vom Lidl in meiner Vorratskiste als Beilage. Zu meiner Verblüffung zeigte ein Pfeil in eine andere Richtung wo „Hundsbad“ draufstand. In Skandinavien gibt es viele Hunde, die gut gehalten werden. Ich sah nie eine Hundeleine wo kein Gacksackerl draufhing. Einmal sah ich zwei Damen auf einer Wiese plaudern. Die Hunde unterhielten sich auf ihre Weise und tollten miteinander. Als sich die Hunde und Frauchen trennten, suchte Frauchen das Hundsgackerl in der Wiese, nachdem sie bemerkt hatte, dass Flocki abgeworfen hatte.
Im Areal dieses Traumstellplatzes Angersjörn befand sich ein „freier“ Campingplatz. Wollte man einen Stromanschluss oder Zugang zu den Duschen, zahlte man im nahen Café und bekam einen Schlüssel. Wir zahlten nichts, und die Sonne sorgte für genügend Strom im Campy.
Umea
Ein ganz bemerkenswertes Freilichtmuseum befindet sich in UMEA: um einen alten Holzfloßschlepper wurde ein Gebäude gebaut. Man konnte in das Schiff hineingehen und sah die räumliche Enge in der die Besatzung monatelang hauste. In diesem Museum befand sich der älteste Ski der Welt. Er wurde zur Robbenjagd verwendet, nicht nur zur schnelleren Fortbewegung, sonder um sich draufzulegen um besser auf die Robbe schießen zu können, ohne im Schnee zu versinken.
Sehr lustig fand ich die Innenmalerei der 1650 erbauten Kirche auf diesem Museumsgelände. „Marmormalerei“ war der letzte Schrei. Die Kirchen waren zumeist aus Stein und innen mit Holz verkleidet. Die besseren Häuser, wie zum Beispiel das Haus des Pastors, hatten innen auf den Brettern Blümchen-Schablonenmalerei. In die Ecken wurden Marmorsäulen gemalt, um die sich die Blümchen rankten.
Der Pastor besaß sogar eine Heimorgel. Nur sein Bett musste er jeden Morgen zu einem Sofa von der Haushälterin zusammenschieben lassen. Schlafen galt ja als unanständig in dieser prüden Gesellschaft, und wenn geschlafen wurde dann nur in der Nacht.
Härnödsad
Mein Lieblingsmuseum befand sich in HÄRNÖDSAND. Es ist ein staatliches Museum und daher gratis. In Schweden wurden nahe den alten Dörfern moderne Wohnhausanlagen gebaut mit der nötigen Infrastruktur. Viele Dörfler lernten die Bequemlichkeit zu schätzen und überließen ihre oft urtümlichen Häuser diesem Museum. Mittelpunkt dieses Museumsdorfes bei Härnösand ist eine Steinkirche gotischen Ursprungs mit einem extra stehenden Glockenturm aus Holz. Die Steinkirche ist einmalig, weil sie als Geldmangel innen kaum verputzt wurde und die Wandmalerein in ihrer Unebenheit drollig wirkten. Man sah etwa die Arche Noah: Die Herren stolzierten erhobenen Hauptes auf das Schiff, während die Damen allesamt zum Tod durch Ertrinken verdammt waren. Als Eva ihren Apfel Adam präsentierte, schaute sie sexy aus. Beim nächsten Bild weinte Eva bitterlich, sie wurde nicht nur aus dem Paradies vertrieben, sondern ihre Figur hat sich deutlich ,der Schwerkraft gemäß unvorteilhaft verändert.
Die Schule war in diesem Museumsdorf gut erhalten. Hier wohnte nicht nur der Lehrer, hier scharten sich die Kinder um einen riesigen Ofen im einzigen Klassenzimmer. In der ersten Bank war statt des Schreibpultes eine Blechwanne, die mit Sand gefüllt war. Hier mussten die Kinder ihre ersten Schreibversuche machen bevor sie zur Schiefertafel greifen durften. Jede Schiefertafel hatte an einer Schnur eine Hasenpfote zum Reinigen. Das schönste Haus im Dorf wurde dem Museum mit all seinem Inhalt überlassen. Der alte Herr zog mit seiner Frau in die neue Stadt in eine kleine Wohnung. Die Küche erinnerte mich an die Küche meiner Mutter am Franz Josefs Kai. Sogenannte Sandwiches waren in den 50iger und 60 iger Jahren modern. Die wurden auf riesigen „Alpacca“-Tabletts zum Tee serviert. Ich fand einen ganzen Stapel dieser silberfarbenen runden Tabletts auf einem Regal der alten Küche. Im Schneiderzimmer der Hausfrau sah ich alte Modehefte mit Schnittmustern, und sogenannte Journale mit kolorierten braunen oder grünen Bildern. So sah ich auf einem Titelblatt ein Bild von der alten schwedischen Königin als sie noch ein Kleinkind war. Sie hatte die damals modernen Korkzierlocken wie Shirley Tempel und ihr Lachen war kindlich natürlich. Ein anderes Titelbild zeigte die junge Königin mit üppigem Diadem auf dem Kopf und dermaßen viel Schmuck um den Hals und auf dem Kleid aufgenäht, dass man an einem reich verzierten Christbaum erinnert wurde. Das ungezwungene Kinderlachen wich einem verbissenem aufgesetzten Lächeln. Da man alles mit viel Vorsicht angreifen konnte, suchte ich nach weiteren Journalen und fand eines mit der jungen hübschen Ingrid Bergmann.
Das Bürgerhaus sah so aus, als wäre der Besitzer gerade für kurz in den Garten hinaus gegangen.
In einem Raum war eine Diashow untergebracht, mit alten schwarz-weißen Fotos, die Szenen aus der Familiengeschichte zeigten z.B. Familienmitglieder mit und ohne Hund, vor dem neuen Volo–Auto, mit Skiern, vor dem Christbaum, bei Geburtstagsfeiern im Winter mit ein paar lächerlichen Schnittblumen in einer riesigen Vase. Hochzeitsfotos und Fotos von Beerdigungen waren ebenfalls zu sehen wie Fotos von Modeschauen. Die Synthetikstoffe kamen gerade auf und waren die Modesensation. Familienfeste wurden oft von Ziehharmonikaspielern begleitet.
In Härnösand schliefen wir beim Schwimmbad. Der Eintritt kostete dort 4 € pro Pensionist, und man konnte so lange bleiben wie man wollte. Walter verschwand gleich in der Sauna zur inneren und äußeren Großreinigung. Mich sprach ein wunderschönes schwarzes Mädchen an und fragte, woher ich komme. Sie sprach perfekt Französisch, Englisch und natürlich Schwedisch. Geboren in Burundi, hatten sie und ihre Eltern das Glück, während des Gemetzels im Bürgerkrieg zu entkommen und Flüchtlingsstatus in Schweden zu erhalten. Sie ist 18 Jahre alt und geht in die Schule. Dann kamen 3 Burschen auf mich zu, als sie sahen, dass ich mit einer Schwarzen sprach. Die drei waren höflich und erzählten, sie kommen aus Afghanistan und haben ebenfalls den Flüchtlingsstatus der UNO. Ihre Eltern sind nach Iran entkommen und leben in Teheran. Die jungen Männer schicken Geld, wenn möglich, können aber mit ihren Eltern nur maximal einmal die Woche telefonieren, sonst wäre es zu teuer. Die 3 Burschen vermissen ihre Familie sehr.
Ich war schon recht reisemüde und so suchten wir ein Plätzchen, wo wir länger bleiben konnten. Je näher wir dem Einzugsgebiet von Stockholm kamen, je mehr Leute waren unterwegs. Wie schon oft hatten wir Glück. In der Nähe der touristisch überlaufenen Ferieninsel GRÄSÖ fanden wir einen klitzekleinen Ort namens SUND (bei Öregrund). Dort sahen wir einen frei zugänglichen Badestrand und davor eine riesige Wiese die als Parkplatz diente.
Wir blieben ungewöhnlich lange. Die Sonne lachte, niemand ereiferte sich, dass wir schon ein paar Nächte auf dem Parkplatz standen. Jeden Abend ging ich den Badeplatz ab und sammelte den wenigen von den Kindern fallengelassenen Müll auf, suchte die verstreuten Schuhe zusammen und reihte sie zu den Handtüchern, Bademäntel , Badetrikots die einfach vergessen wurden. All diese Dinge hing ich weit sichtbar am Kinderspielplatz auf. Für mich ein kleines „Danke schön“ an die schwedische Gastfreundschaft.
Die Farbe meiner Haare aufzufrischen stand am Kalender. Ich warf mich mit großer Lust mitsamt der Farbe am Kopf in den See um lustvoll unterzutauchen.
Ich nannte meinen Badeort liebevoll Sund am See.
Wir verließen ungern unser kleines Idyll in Richtung UPPSALA.
Uppsala
Wenig angetan war ich von dem riesigen Schloss, das kalt und abweisend wirkte. Das „Anatomische Theater“ im Gustavianum, der medizinischen Fakultät, konnte mich auch nicht begeistern, nachdem ich selber vor vielen Jahren im alten Wiener Allgemeinen Krankenhaus meine Anatomie-Vorlesungen in so einem anatomischen Theater über mich ergehen lassen musste.
Mein Besuch galt CARL VON LINNÉ, der im Dom von Uppsala begraben liegt. Er lebte von 1707 bis 1778 und ist der berühmteste schwedische Naturforscher. Er war der große Entdecker seines eigenen Landes. Es machte sich auf den Weg nach Lappland um die Kultur der Samen zu studieren. Von dort brachte er eine Schamanentrommel mit, die mit Seehundfell bespannt war. Diese kostbare Trommel ist heute in seinem Wohnhaus zu sehen. Nach der Christianisierung der Lappen hatten es die Katholiken sehr eilig, die alten Kulturgüter als heidnisch zu verachten und gleich zu zerstören.
Carl von Linnés Hauptwerk war die Schöpfung der modernen Klassifikation von Pflanzen und Tieren, die bis heute gültig ist. Sein Leitspruch war: Pflanzen und Tiere bleiben nur im Gedächtnis der Menschen, wenn sie einen Namen haben. Linné entstammte einer einfachen Pfarrersfamilie. Er studierte zunächst Medizin in Uppsala, wobei er mit seinen Theorien recht seltsame Wege ging. So legte er seine an Schüttelfrost leidende kleine Schwester in den Körper eines frisch geschlachteten Schafs. Seinen Studenten erklärte er, dass ein Hund klein bleibt, wenn man ihn mit Branntwein bestreicht, und die Schwalben fliegen nicht in den Süden, sondern schlafen am Grund eines Sees um zu überwintern. Nach seinen Reisen in den Norden widmete er sich nur mehr der Naturgeschichte vor allem der Botanik. Er sammelte alles, was er finden konnte. Er presste, katalogisierte seine Pflanzen und entwarf spezielle Schränke zur Aufbewahrung. Vorsichtshalber baute er für seine Herbarien ein Haus aus Stein auf einem kleinen Hügel nahe seinem Landhaus, nur um seine Kostbarkeiten vor einem eventuellen Brand zu schützen.
Linné war ein besessener Sammler und Wissenschafter. In seinem Wohnhaus in Uppsala sah man sein Bett. Dass er darin wenig Schlaf fand war klar: das Bett war kurz und hatte einen aufgespannten Sack statt eines Bettrostes. In seinem Schlafzimmer befand sich seine Sammlung aus ausgestopften und in Alkohol eingelegten Tieren, neben aufgespießten Insekten und Schmetterlingen. Ich entdeckte einen am Rücken liegende Schildkrötenpanzer. Die Köchin braute Schildkrötensuppe, und der Herr Professor ließ den Bauchpanzer fein säuberlich wieder an den Rückenpanzer nähen.
Linnés Garten in Uppsala war ein Kunstwerk. Er legte kleine Versuchsmoore an, kleine Flusslandschaften. Um seine Studenten zu unterhalten, gab es Vogelkäfige mit seltenen Exemplaren und sogenannte Affenstangen, wo lebende Affen angekettet waren und die Stangen hoch klettern konnten zu ihren Häuschen, die auf Plattformen standen.
Die spät geheiratete Gemahlin von Linné liebte es zum Zeitvertreib Spitzen zu klöppeln. Da sie mit zunehmenden Alter schlecht sah, ließ sie sich eine Brille aus Schildpatt in London anfertigen, die so elastische Bügel hatte, dass die kostbare Perücke keinen Schaden litt, wenn die Brille aufgesetzt werden musste. Linné korrespondierte mit Ludwig XV. von Frankreich. Der schickte ihm als Zeichen seiner Wertschätzung ein Holzkästchen mit Tulpenzwiebeln. Ein für damalige Zeiten wahrhaft königliches Geschenk, da die raren Zwiebel mit Gold aufgewogen wurden. Das Verpackungskistchen aus Holz war immer noch zu bestaunen.
Carl von Linné erlangte höchste Ehren, und wurde vom König geadelt. Auf allen Bildern die von ihm gemalt wurden sieht man einen besonnenen Mann mit forschenden Augen. Er hatte eine weiße Perücke auf und immer eine Pflanze im Knopfloch. Linné war bis an sein Lebensende ein bescheidener Wissenschaftler. Er überlebte einen Gehirnschlag, wobei er sein Gedächtnis verlor. So saß er stundenlang regungslos bei seinen Pflanzensammlungen, ohne zu wissen was er damit anfangen sollte. Der zweite Gehirnschlag war tödlich.
Linné war bemüht, dass sein Sohn in seine Fußstapfen trat. Der war nicht nur faul und hoffartig, sondern an harter konsequenter Arbeit überhaupt nicht interessiert. Es existieren einige Bilder von ihm. Die Perücke saß perfekt , seine Kleidung bestand aus reiner Seide und nicht aus Leinen wie bei seinem Vater. Sein Blick war hochnäsig und sein Wams zierten die ererbten Adelsprädikate seines Vaters.
Skokloster
Südlich von Stockholm liegen die berühmtesten Schlösser des schwedischen Hochadels. Wir haben mindestens 10 davon besucht. Ein Schloss hat mich fasziniert und zwar SKOKLOSTER SLOTT zwischen den MÄLAREN-SEE und Uppsala. Es ist ein Barockschloss mit original erhaltenem barocken Interieur. Sein Erbauer war CARL GUSTAV WRANGEL (1613–1676), der schwedische Feldherr, der während des 30jährigen Kriegs Europa in Angst und Schrecken versetzt hatte. Carl Gustav Wrangel wurde in Skokloster in einem Nebengebäude als Sohn eines hohen Militärs geboren. Er war ein begnadeter junger Feldherr, der für König Gustav Adolf als Oberbefehlshaber seiner Truppen eingesetzt wurde. Obwohl er insgesamt nur 3 Monate in seinem neu erbauten Schloss lebte, weil er von einer Schlacht zur anderen zog, bekam seine junge Frau 13 Kinder. Leider erreichten nur 3 Töchter das Erwachsenenalter. Der Lieblingssohn und potentieller Nachfolger von Carl Gustav Wrangel starb mit 17 Monaten, und man kann noch heute das Bild des toten Kindes in seinem mit weißen Lilien ausgelegten Sarg sehen.
Carl von Wrangels Haupterbin, seine kluge Tochter, verfügte in ihrem Testament, dass auf ewige Zeiten nichts an dem ursprünglichen Schloss ihres Vaters verändert werden durfte. Es existieren zwar schöne Kachelöfen, die wurden aber nie beheizt. Auch heute ist das Schloss im Winter nicht zu besichtigen, daher erstrahlt das Interieur in seinem ursprünglichen Glanz. Eine riesige Waffensammlung ist im oberen Teil des Schlosses untergebracht. Die meisten Waffen sind unbenützte Meisterstücke.
Die Kuriositätensammlung enthält einige nette Dinge. Barocke venezianische Schuhe einer Lebedame mit ungewöhnliche hohem Absatz und Sohle. Die Kurtisane achtete darauf, dass ihr kostbares Kleid bei Schlechtwetter nicht beschmutzt wurde. Ein Eskimokajak aus Seehundfell aus dem Jahr 1650 kann man bewundern, eine indonesische Hängematte aus Gras, geflochten aus der selben Zeit. Der letzte Wrangel–Spross lebte kinderlos bis zu seinem Tod 1944 in einen Wirtschaftsgebäude. Man kann sein Portrait bewundern: es zeigt einen steinalten Mann der mit rot unterlaufenden Augen, der ins Leere blickt. Danach erbte seine deutsche Nichte das Schloss. Sie baute einen Nebenflügel um und modernisierte ihn. Es wurden große Feste mit feinsten Speisen gegeben, hergestellt von einer Schar von Bediensteten. Der Schah von Persien war ein illustrer Gast. Seine erste Gemahlin Soraya war ja eine halbe Deutsche. 1966 mussten die Herrschaften das Schloss dem schwedischen Staat übergeben weil es überschuldet war. Der Gemahl der Prinzessin von Hessen vertrieb sich seine Zeit lieber, indem er seine Oldtimer-Autos ausführte, reiten ging oder mit dem Boot über den See brettelte, statt sich den wirtschaftlichen Angelegenheiten zu widmen.
Wirtschaftlichkeit lag nie im Blut der Wrangels. Carl Gustav wurde von Königin Christine in den Adelsstand erhoben. So konnte er seine unermessliche Beute an Kunstschätzen legalisieren, die er während des 30 Jährigen Krieges zusammengetragen hatte. Dennoch zerrann ihm das Geld zwischen den Fingern. Er starb plötzlich und völlig unerwartet mit 63 Jahren. Zu dieser Zeit war der riesige Ballsaal des Skoklosterschlosses gerade im Rohbau, der Dachstuhl gerade fertig gestellt. Als die Handwerker erfuhren, dass der Bauherr gestorben war, verließen sie allesamt die Baustelle und rannten so schnell weg, dass sie sogar ihre Werkzeuge inklusive Vermessungsgeräte und Leitern einfach liegenließen.
So befindet sich heute im Schloss die reiche Sammlung mit barockem Werkzeug.
Das Original-Interieur ist sehenswert. Das von Wrangel nie benützte Prunkbett ist reichlich mit Silberfäden durchwirkt. Die Bettvorhänge sind dementsprechend schwer.
Bemerkenswert die Decken, deren edles Holzgebälk mit Struck reich verziert ist. Das riesige Stiegenhaus sollte der Repräsentation dienen und ist zum See hin ausgerichtet. Vom See war das Schloss leichter zu erreichen als am Landweg. Die Wände sind mit gepressten Kuhledertapeten ausgeschlagen, die mit Silber belegt sind. Die Sessel sind ebenfalls mit silberbeschichtetem Leder verziert. Flämische Tapisserien, die selbst für die reichsten Leute kaum bezahlbar waren, hängen in den Galerien.
Hier wollte Carl von Wrangel seinem Widersacher während des 30 jährigen Krieges um nichts nachstehen. Octavio Piccolomini hatte in seinem nordböhmischen Prunkschloss NACHOD ebenfalls seine Wände mit flämischen Tapisserien geschmückt. Dieses Schloss habe ich dereinst auf meinen Radtouren durch die Böhmischen Erblanden entdeckt.
Zu meiner großen Verwunderung sah ich gleich 2 Bilder vom Arcimboldo und zwar: der Bibliothekar und der Frühling, ein Porträit von Rudolf II. Rudolf II kaufte alle Bilder seines verehrten Malers. „Feuer“, „Winter“ und „Sommer“ hängen daher im Wiener Kunsthistorischen Museum. Als Carl Gustav von Wrangel die Kleinseite von Prag in die Hände fiel, nutze er die Gunst der Stunde und ließ gleich 4 Bilder vom Arcimboldo nach Schweden bringen, wobei er höflicher Weise 2 an seinem König Karl II Gustav weiterschenkte. Diese 2 berühmten Bilder befinden sich jetzt im Schloss Griposholm.
Ich ging in die große Backsteinkirche von Skokloster, um das Grab von Carl Gustav von Wrangel zu besuchen. Friedlich liegt er da, fein säuberlich in weißem Marmor gemeißelt. Ein der Zeit entsprechender hoher Spitzenkragen und Stiefel die vorne eckig sind, betonen die Erhabenheit des Toten. Über ihn schweben die Fahnenstangen, die er erbeutet hatte. Die Stangen sind noch übrig und schauen aus wie die Speere, die Fahnen sind im Laufe der Zeit zerfallen. Neben dem Grabmal steht die vergoldete Ritterrüstung des Generals „pret–a–porter“. Vor ihm auf einem Mauersims steht das Abbild seines Lieblingspferdes, in Gips gegossen. Das Originalzaumzeug trägt das Gipstier im Maul auf seinem Weg in den Himmel oder in die Hölle. Die Kirche beherbergt 3 barocke Prunkstücke: ein Taufbecken aus Holz und einen Holzaltar im gleichen Stil. Hoffentlich bringen diese Beutestücke aus dem polnischen Kloster OLIVIA ( bei Danzig) dem General von Wrangel den ewigen Frieden.
Wir wurden geradezu schlosssüchtig und grasten viele Schlösser ab, die sich in der Nähe des MÄLAREN-Sees befanden. In jedem Schloss, das wir besichtigt haben, lagen Prospekte für weitere Schlösser auf, die man keinesfalls versäumen sollte. Viele Schlösser sind im Privatbesitz, und die heutigen Herren müssen perfekte Manager sein, um ihren Besitz zu erhalten. In Strömsholm ist das berühmteste Gestüt von Schweden untergebracht. Hier können es sich nur die extrem reichen Reiter leisten, ihr Pferd unterzustellen. Eine berühmte Pferdetierklinik inklusive Forschungsabteilung sorgt in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude für die Gesundheit der Vierbeiner. Ein anderes Schloss (Tullgarns Slott) hat seinen Pferdestall zu einem Laden umgestaltet, in dem man sogenannte moderne Kunstgegenstände zu sehr hohen Preisen kaufen kann. Andere Schlossherren haben ihren Besitz zu Luxushotels ausgebaut und stellen ihre Festsäle für hochrangige Bankette zur Verfügung. Im Sommer ist es kein Problem, die Schlösser zu finden, die recht abseits gelegen sind. Fast immer ist die Vorderfront seeseitig angelegt, wegen der besseren Erreichbarkeit in früheren Zeiten. Im Winter bei Schnee und Eis ist es sicherlich nicht so einfach, sein Schloss zu vermarkten und der Sommer in Skandinavien ist bekanntlich sehr kurz.
Löfstad
Mein Lieblingsschloss war LÖFSTAD SLOTT. Wir fanden es zufällig südlich von NORRKÖPING. Es war ein Familienschloss vom AXEL VON FERSEN (1755-1810). Die Familie Fersen war einer der reichsten Familien von Schweden. Daher wurden sie oft von den Königen als Diplomaten eingesetzt. Natürlich mussten sie ihren Auslandsaufenthalt aus ihrer eigenen Tasche finanzieren, denn Bezahlung bekamen sie keine. Die schwedischen Staatskassen waren immer leer. So gelangte Axel von Fersen an den französischen Hof von Ludwig XVI und Marie Antoinette. Axel wurde Marie-Antoinettes einziger wirklicher Freund und Vertrauter. Er war gesegnet mit Eigenschaften, die Maria Antoinette an ihrem königlichen Gemahl vermisste: er sah gut aus, war intelligent, kühn, gebildet, diplomatisch und vor allem unbestechlich. Er kam nie mit einer persönlichen Bitte zur Königin. Für Maria Antoinette, die ständig von ihren Hofleuten bewacht wurde, war es nicht leicht, ihren schwedischen Gesandten zu sehen. Geheime verschlüsselte Briefe auf Stofftüchleins wurden ausgetauscht.
Als die Französische Revolution Frankreich überrollte, versuchte Axel von Fersen die Familie des Königs in Sicherheit zu bringen. Durch das dauernde Zögern von Ludwig XVI scheiterte der Fluchtversuch kläglich. Axel von Fersen war zutiefst geschockt, als er vom Tod durch die Guillotine seiner geliebten Antoinette erfuhr. Von diesem Tag an veränderte sich sein Leben. Axel von Fersen bekleidete noch weiterhin die höchsten Ämter, doch war er nicht mehr der gleiche wie früher. Seine Gedanken waren ständig irgendwo anders. Er fühlte sich nie mehr wohl in Schweden und schrieb: „Ich habe mich immer von den Menschen meiner Ergebenheit trennen müssen, und in den Sternen steht geschrieben, dass ich niemals mehr glücklich sein werde.“ Er fühlte sich einsam. Jedes Jahr am 16. Oktober, dem Todestag Marie Antoinettes, war ein Trauertag für ihn. Er schrieb in sein Tagebuch: „Es war ein gleichsam denkwürdiger, wie entsetzlicher Tag, an dem ich den Menschen verlor, der mich über alles auf der Welt liebte und für dem ich aufrichtige Liebe empfand. Mein ganzes Leben werde ich diesen Verlust beweinen.“
Um sich abzulenken, zog er von einem Krieg zum nächsten. Er kämpfte sogar in Amerika.
Maria Antoinette schenkte ihren Freund in glücklichen Stunden ein Kaffeeservice für 2 Personen aus Sevre Porzellan. Als nach ihrem gewaltsamen Tod ihre persönlichen Gegenstände in Paris versteigert wurden ließ Axel von Fersen ihre Bettdecke erwerben. Beide Gegenstände existieren heute noch. Axel von Fersen war nie verheiratet und starb kinderlos. Den Familienbesitz erbte seine Schwester Sophie.
Nach dem Tod von Marie Antoinette wandelte sich Axel von Fersens Charakter von einem umgänglichen Philanthropen zu einem Tyrannen. Er begann das einfache Volk zu hassen.
Axel von Fersen Tod war ebenfalls ein gewaltsamer. Er wurde unschuldig verdächtigt, den beliebten jungen Thronfolger von Prinz Christian August von Augustenburg vergiftet zu haben, weil dieser unerwartet plötzlich starb. Sein Nachfolger Karl XIII schenkte bei den Trauerfeierlichkeiten gratis Wein an das Volk aus, angeblich um die Menschen besser im Schach halten zu können. Als Axel von Fersen in seiner Karosse dem Sarg des jungen Thronfolgers folgte und den König in seiner Prachtentfaltung bei weiten übertrumpfte, ließ der Pöbel seinen Unmut an Axel von Fersen aus, zerrte ihn aus dem Wagen und lynchte ihn. Sogar seine Leiche wurde geschändet. Die zu seinem Schutz vom König aufgestellte Truppe schaute zu ohne einzugreifen. Als der Irrtum und das Nicht Eingreifen der Schutztruppe publik wurden, kam es zum Aufstand.
Sechs Monate lang lag der Leichnam Axel von Fersen im Grabchor auf Schloss STENINGE, bevor die Behörden das Begräbnis zugelassen hatten. Vom Gericht reingewaschen, von der Gesellschaft hochgeehrt, wurde er zu letzten Ruhe geleitet. Die Kultstätte beim Schloss Steninge wird bis heute von unzähligen Menschen besucht. Wir waren ebenfalls dort. Axel von Fersens Todestag fiel am Jahrestag der Flucht von Marie Antoinette nach Varennes. Er wurde gewarnt vor dem Unmut des verhassten Pöbels, und wurde wie Maria Antoinette vom Pöbel in den Tod getrieben.
Gripsholm
Das nächste berühmte Schloss welches wir besuchten war GRIPSHOLM. Schloss Gripsholm ist ein klobiger Backsteinbau, der die Prachtentfaltung der schwedischen Könige belegen sollte. Jeder König baute ein Stück dazu. Schloss Gripshom wird von Touristenmassen heimgesucht und daher verschwinden die kostbaren Möbel, Ledertapeten und Gemälde hinter Deutsch brüllenden Reiseführer.
2 Gemälde von Arcimboldo gibt es in Gripsholm: der Jurist und das trojanische Pferd.
Das Trojanische Pferd ist das einzige Gemälde vom Arcimboldo, das ich bislang noch nicht gesehen hatte. Um den Touristenmassen zu entkommen, flüchteten wir in die Obergeschosse, in die nett eingerichteten Gäste und Kinderzimmer. Im Schloss Gripsholm befindet sich die National-Portrait-Galerie. Hier sah ich ein sehr gutes Bild von der schönen Greta Garbo. Die Opernsängerin Birgit Nilson, die ich oft als „Isolde“, „Brunhilde“ oder „Donna Anna“ in der Wiener Oper erleben durfte, ist sehr lebendig dargestellt. Völlig verzerrt fand ich das Portrait von Ingmar Bergmann, ebenso wie das Bild vom Dag Hammarskjöld (Er war UNO Generalsekretär und wurde 1961 abgeschossen, als er in den Kongo flog, um dort als Friedensvermittler aufzutreten. Posthum bekam er den Friedensnobelpreis). Weitere Portraits sah ich von Ingrid Bergmann, August Strindberg, Selma Lagerlöf, Olav Palme und Jenny Lind, die auch im Barocktheater des Schlosses gesungen hatte.
In Gripsholm hat mich das barocke königliche Theater fasziniert. Die gesamte barocke Bühnenmaschinerie aus Holz ist erhalten und funktionstüchtig. Es rankt eine außergewöhnliche Geschichte um diesen Bau. Man kann sagen, dass die Regierungszeit von König Gustav III zwischen 2 Theatervorstellungen fiel. 1771 saß der junge Gustav in Paris im Theater als ihm der schwedische Botschafter ins Ohr flüsterte: „Sire, der König ist tot, es lebe der König“. Der Schlussstrich für seine Regierung wurde 21 Jahre später auf einem Maskenball in der königlichen Stockholmer Oper gezogen. Gustav III wurde angeschossen und 10 Tage später war sein Leben als König von Schweden erloschen. Die Attentatspläne waren Gustav schon lange bekannt, und er wusste dass sein Bruder nicht daran dachte, sie zu verhindern. Viele Zeitzeugen haben berichtet, dass sich der König ständig als Hauptdarsteller in einer ununterbrochen fortdauernden Vorstellung befand.
Gustav III war der große Förderer des Gripsholm Theaters. Er engagierte die besten Sänger und Schauspieler, die seine liebsten Tischgenossen wurden. Giuseppe Verdi setzte dem theaterbesessenen Gustav ein unvergleichliches Denkmal in dem er ihn als Vorbild nahm für seine Oper: „Ein Maskenball“.
Es ist bemerkenswert, dass in Schweden dermaßen viele Schlösser nicht nur in einem exzellenten baulichen Zustand sind, sondern es ist alles, aber auch wirklich alles was alt ist, erhalten. So sah ich die originalen Lederstiefel eines Dieners, Babygarnituren, wo sogar die Lätzchen liebevoll bestickt waren. Taufkleider waren aus reinster Brüsseler Spitze und wurden über Generationen aufbewahrt. In den Wäschekammern sah man Tischtücher und Servietten aus Damast, neben Stapeln von frisch gebügelter und gestärkter Schürzen für das Küchenpersonal. Nicht nur das herrschaftliche Porzellangeschirr wurde aufbewahrt, sondern ebenso das Steingutgeschirr des Personals und das Blechbesteck. Es gab seit dem 30jährigen Krieg nie einen Krieg in Schweden. Die gestohlenen Kunstwerke wurden als Kriegsbeute zum Staatseigentum erklärt. Es kam in Schweden nie zu Plünderungen oder mutwilligen Zerstörung, wie in den Schlössern von der Tschechoslowakei durch die russischen Besatzungsmächte (In Nikolsburg (Mikulov) unweit der österreichischen Grenze rissen die russischen Soldaten die Parkettböden aus den Herrschaftsräumen um einzuheizen. Bei dieser Gelegenheit steckten sie das ganze Schloss in Brand, das bis auf die Grundmauern abbrannte).
Unserer Reise führte weiter in den Süden von Schweden. Erwähnenswert ist, dass ich viele alte amerikanische Straßenkreuzer sah, die munter durch die Gegend sausten und viel Aufmerksamkeit auf sich zogen. Heutzutage sind diese Benzinfresser auf Erdgasbetrieb umgestellt. Ich dachte oft, ich sei im Film mit Elvis Presley in den 50iger oder 60iger Jahren. So sah ich: Pontiac Firebird, Chevrolets, Buik Impala, Cadillac, jede Menge VW Käfer, MG Sportwagen, Porsche, Plymouth und wie sie alle heißen. Einmal durfte ich in den Gepäcksraum von so einem alten Flitzer hineinschauen. Die Heckflossen waren beeindruckend groß, aber viel Gepäck war nicht unterzubringen. Man konnte einen Koffer flach hinlegen und eventuell auf der Seite noch eine kleine niedrige Sporttasche. Die jungen Leute die diesen alten Flitzer lenkten, hatten Probleme ihre Picknickausrüstung unterzubringen.
Aufgelassene Industriestädte lagen auf unserem Weg. In NORRKÖPING zum Beispiel wurde die alte Industriestadt zu einem Museumsbezirk erklärt. Im vorigen Jahrhundert wurde für die Textilindustrie mitten in der Stadt das Wasser aufgestaut. Daher war genügend Strom vorhanden und zur Textilbleiche genügend Wasser. Auf unserem Weg durch Schweden sahen wir viele alte eisenverarbeitenden Fabriken, die Präzisionswaffen herstellten. Mit Waffen ließ sich jederzeit viel Geld verdienen. Das sah man an den gepflegten Herrenhäusern mit Orangerie und Gewächshaus. Riesige Stallungen wiesen auf ein Gestüt hin. Schöne große Kirchen zeugten von Reichtum und wenn der Fabrikbesitzer seinen Arbeitern noch eine sichere Wohnmöglichkeit bot, versprachen die Arbeiter unbedingte Treue.
Vadstena
Da ich bei meiner „Santiago di Compostella“ Reise auf den Spuren der Heiligen Birgitta wandelte, wollte ich nach VADSTENA fahren, um ihr Grab zu besuchen. Walter hatte schon langsam genug vom Reisen. Wir waren schon 11 Wochen unterwegs. Ich ließ nicht locker. Vadstena liegt an einem riesigen See VÄTTERN. Birgitta wurde 1303 geboren und gehörte dem Hochadel an. Mit 13 Jahren wurde sie an einen einflussreichen Großgrundbesitzer verheiratet, mit dem sie 8 Kinder hatte. Ihre Kinder waren ein Segen für sie, weil sie allzeit bereitwilligst die sozialen Missionen ihrer Mutter unterstützten. Nach dem Tod ihres Mannes beschloss Birgitta die degenerierte geteilte Kirche wieder zu vereinen. Auf ihrer Pilgerfahrt nach Santiago di Compostella sendete Gott seine Offenbarungen, die die kluge hochgebildete Frau sogleich von einem vertrauten Priester in Latein niederschreiben ließ. Daher ist ihr Heiligenattribut, welches sie in Händen hält ein Buch. Da sie selber Latein beherrschte, kontrollierte sie die Aufzeichnungen des Priesters, um ja keine falschen Interpretationen einfließen zu lassen. Nach Schweden zurückgekehrt, beschloss Birgitta nach Rom zu pilgern, um vom Papst die Zustimmung zur Gründung eines klösterlichen Ordens einzuholen. Der Papst zierte sich und ließ sie Jahre lang waren. Diese Zeit nützte Birgitta in Rom, um ein Hospiz für Pilger zu gründen. Sie pflegte nicht nur Pilger, sondern jedermann der sie um Hilfe bat, inklusive der Marketenderinnen, die die Pilgerwege säumten. Dieser Edelmut brachte ihr herbe Kritik ein. Sie starb 1373 in Rom. Erst Birgittas Tochter konnte durch ihre Hartnäckigkeit die Bewilligung eines Ordens beim Papst durchsetzen. Birgittas sterbliche Überreste wurden in einer Prozession von Rom nach Vadstena gebracht. Dieser hölzerne Sarg ist heute noch zu sehen.1393 wurde Birgitta heiliggesprochen.
Das Kloster ist gut erhalten, ebenso wie die mittelalterliche Krankenstation für geistig behinderte Menschen. Die brachialen Heilmethoden hielten bis in die Neuzeit an und wurden anschaulich dokumentiert. Fesseln und Eiswasserkuren sowie elektrische Schocks sollten den armen geisteskranken Menschen Linderung bringen. Die gotische Klosterkirche wurde genauso wie die Kathedrale von Uppsala ununterbrochen erneuert. Mich erstaunte, dass sich wie in anderen Kirchen auch in dieser Kathedrale ein Kleinkinderspielplatz befand, mit ausreichend Spielzeug, das die Neugier der Kleinen anlockte. So konnten die Kinder konzentriert spielen, während ihre Eltern in Ruhe am Grab der heiligen Birgitta beteten. Die Kirche ist katholisch. Im Kloster leben noch 6 geistliche Schwestern.
Jönköping
Mit viel Überredungskunst lotste ich Walter nach JÖNKÖPING ins Streichholzmuseum. Zündhölzer werden aus astfreiem Eschenholz hergestellt. Auf einer Furnierdrehbank wurden Schwaten herausgeschnitten und die dann in kleine Streichhölzer geschnitten. Zunächst wurden Zündhölzer in Handarbeit angefertigt und später im Zuge der Industrialisierung mit Maschinen. Die meisten Arbeiter waren Kinder. Kinder lernten schnell, waren geschickt und flink und erhielten nur 1/3 so viel Lohn wie ein Erwachsener. Ihre Arbeit bestand darin, die kleinen Hölzchen senkrecht in Holzringe zu schlichten und dann in Phosphor zu tauchen.
Phosphor ist hochgiftig. Die Zähnchen der kleinen Arbeiterinnen fielen aus, ebenso wie die Haare. Hals und Hauterkrankungen traten auf, der Kieferknochen wurde von den giftigen Dämpfen zerfressen, die Schleimhäute wurden entzündet und Husten quälte die Kinder Tag und Nacht. Viele Kinder bekamen noch Tuberkulose zu ihren Leiden dazu und erreichten nie das Erwachsenenalter. War eine Phosphorvergiftung bei einem Kind so weit fortgeschritten, dass es nicht mehr in die Fabrik gehen konnte, musste es in Heimarbeit Streichholzschachteln kleben, denn wenn nicht jedes Familienmitglied hart arbeite, musste man hungern. Die alten arbeitsunfähigen Leute mussten ja auch noch bis zu ihrem Tod durchgefüttert werden.
Später baute der steinreiche Fabrikbesitzer Wohnhäuser aus Ziegeln für seine Arbeiterfamilien. Zu viele Holzhäuser gerieten durch den Phosphor ständig in Brand. Jede Familie bekam eine Küche und ein Zimmer zugewiesen, ohne fließendes Wasser und Strom. Oft lebten 3 Generationen in diesen Behausungen. Der Fabrikbesitzer kontrollierte genau, ob alle arbeitsfähigen Leute inklusive der Kinder in der Fabrik arbeiteten, sonst würden sie ihre Unterkunft verlieren. Mit der zunehmenden Industrialisierung wurden dennoch den meisten Arbeitern ihre Lebensgrundlage wegrationalisiert.
Ein Schwede erfand die Herstellung von sogenannten Sicherheitszündern. Einem klugen Manager gelang es, ein weltweites Monopol zu erzwingen, indem er hohe Kredite ausgab. Die Zündholzherstellung erreichte einen neuerlichen Höhepunkt. An der Pariser Weltausstellung sorgten Goldmedaillen für Ruhm und Anerkennung in der Presse. Man stritt sich um Streichholzaktien denn die galten als 100 % sicher. 1930 brach die Weltwirtschaftskrise aus. Wie alle andern Aktien mit denen gehandelt wurden, sanken die schwedischen Sicherheitszünderaktien ebenfalls ins bodenlose. Die Anleger verloren ihr gesamtes Vermögen, und der findige schwedische Manager hatte plötzlich keine Einnahmen mehr. Er musste selber Kredite aufnehmen um seine eigenen Aktien auffangen zu können. Das Streichholzimperium brach zusammen wie ein Kartenhaus. Der Manager sah keinen Ausweg mehr und erschoss sich in einem Hotel in Paris. Was übrig blieb, war ein sehenswertes Museum.
Nach fast 12 Wochen Leben im Campy war mein Gehirn voll, und so fuhren wir am heißesten Tag vom Sommer 2009 durch Dänemark und Deutschland nach Wien zurück.
Mit viel Interesse habe ich mi deinen Reisebericht durchgelesen. Es ist natürlich überhaupt nicht schön, bestohlen zu werden, erst recht, wenn da alle Wertpapiere drin sind und dann noch kurz vorm Urlaub. Mein Beileid.
Aber der Reisebericht war wirklich wunderschön. Du hast wahrlich viel erlebt in den 90 Tagen und man merkt dir deine Begeisterung an. Wer kommt außerdem schon auf die Idee, über Polen, Lettland und Litauen und Russland nach Skandinavien zu fahren? Die meisten nehmen den kürzeren Weg über das Meer. Find ich aber super. So bekommt man viele Eindrücke von vielen wunderschönen Städten entlang der Ostsee.
Wunderschöner und sehr interessanter Reisebericht! Es ist beneidenswert so Urlaub machen zu können! Und wie liebenswert das Katerchen mitzunehmen!
Liebe Dorothea,
war soeben mit Dir in Deutschland, Polen, Finnland, Schweden – und habs seeehr genossen. Danke für den Bericht und ich bin gespannt auf die nächsten Erzählungen aus Indochine!
Liebe Grüße von Bettina