Wir suchen unsere Reiseziele meist zufällig aus. Walter surfte im Dezember 2008 im Internet und stellte erstaunt fest, dass es noch freie Plätze gibt für einen Direktflug nach Bangkok mit der Fluglinie AUA. Die derzeitige wirtschaftliche Unsicherheit wirkt sich auch auf den Tourismus aus und lässt die Leute zögern.
Walter war vor etwa 16 Jahren in Thailand und kannte ein Hotel in PATTAYA mit den pompösen Namen: „ROMEO PALACE“. Wir bestellten über Internet und mit der Bestätigung wurde binnen Minuten der Zimmerpreis von 20 € (inklusive Frühstück) von meinem Konto abgebucht.
Wenn man in Bangkok nach 11 stündigen Flug ankommt, ist man von der Hitze, die einem entgegenschlägt, benommen. Um nicht vor dem Flughafen von Taxikeilern sofort in Beschlag genommen zu werden, wendeten wir uns an ein Transportunternehmen in der Ankunftshalle. Alles war gut organisiert. Man zahlt 45 € Gebühr. Nach 2 Stunden (160 km) Fahrt auf einer Autobahn im klimatisierten Taxi lernt man vor dem Hotel die raue heiße Wirklichkeit kennen.
Das Mittelklasse Hotel mit dem pompösen Namen „ROMEO PALACE HOTEL“ hat einen starken „Indischen Einfluss“. Das Bad ist stickig, das Duschwasser fließt ins Nirwana, der Teppichboden weiß selbst nicht mehr, welche Farben er ursprünglich hatte, der Kasten hat keine Fächer und der Fernseher kein Programm.
Es gab eine funktionierende Klimaanlage, die dafür sorgte dass ich das ganze Monat Halsweh hatte. Europäisch war das Sitzklo. Das Bettzeug war gewaschen, wenn auch nicht gebügelt und wurde oft gewechselt, genauso wie die Handtücher.
Das Hotel gehört einem Inder (Sikh) und seinen beiden Söhnen. Er kommt täglich vorbei um sein Geld abzuholen. „Tom“ der Manager ist ein hängengebliebener Deutscher, der dafür sorgt, dass immer kaltes Bier vorhanden ist.
Wenn man die Hotelanlage betritt, fallen einem sofort die vielen deutschen und österreichischen alten Solomänner auf, die an der Bar mit Bier in der Hand vor sich hindümpeln. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich in eine deutsche Kolonie mit ostasiatischem Einschlag geraten war. Tom der Manager, der lässig an der Theke lehnte, begrüßte uns mit den Worten: „Viel Spaß beim Geld ausgeben“.
Akklimatisierung ist absolut notwendig. Es ist Tag und Nacht gleich heiß bei hoher Luftfeuchtigkeit. Ich musste oft Wäsche waschen, die dann nie unter 3 Tagen trocknete.
Wir suchten nach thailändischem Essen, weil die in der Nähe der Hotels befindlichen Restaurants mit den verfänglichen Namen „Klein Heidelberg“, „Schnitzelhaus“, „Deutsches Kaffee“ doch nicht unserem Geschmack entsprachen.
Wir fanden einen Markt, wo es schon von Weitem nach frischem Essen roch. Einziger Nachteil: das frisch zubereitete Gemüse und der Reis wurden in Plastiksäckchen verkauft. Wir besorgten uns Schüsserln und Besteck und futterten ausgezeichnet, auf einer Treppenstufe sitzend. Ein in der Teigtaschensuppe verstecktes Fleischstück habe ich einem Hund verfüttert, weil es für die bettelnde Katze zu hart war.
Als Walter nach 3 Tagen immer noch an Verstopfung litt, wurde ich unruhig. Walter ging es so schlecht, dass er im Bett liegen bleiben musste. Ich fand eine Apotheke wo mit großen blauen Lettern geschrieben stand: „VIAGRA hier“. Endlich hat die Apothekerin meine „Beschwerden“ verstanden und legte mir 3 Sorten von Pillen vor. Ich wählte DULCOLAX und dank der deutschen Pharmaindustrie ging es Walter bald besser.
So konnten wir uns nach BANGKOK wagen.
In Pattaya kauften wir uns einen Stadtplan, eine absolute Notwendigkeit in einer Stadt mit Dimensionen von Delhi.
Wir fuhren mit den üblichen offenen Taxis bis zum Busbahnhof, dort kauften wir uns für je 120 Baht (100 Baht sind ca 2 €) Fahrkarten und fuhren in einem klimatisierten Bus nach EKAMAI in Bangkok (Achtung: es gibt 3 große Busbahnhöfe in Bangkok). Nachdem wir einen Hochbahnplan ergattert hatten, fuhren wir 7 Stationen bis SIAM-Zentralstation. Dort stiegen wir in einen Bus der Linie 15 (oder 25) und fuhren zum Königspalast WAT PRAKAEF. (Busfahrschein löst man beim Schaffner) Fahrzeit ca 45 Minuten.
Wir waren stolz, dass wir nie der Versuchung erlegen sind, ein für „Fallangs“ sehr teures Taxi zu mieten.
Man hört oft, dass man in Thailand mit Englisch gut vorankommt. Leider ist dem nicht so. Die Thailänder tun nur so als würden sie verstehen. Sie lächeln und nicken mit dem Kopf, verstehen aber kein Wort. Hält man ihnen den Stadtplan unter die Nase, können sie die lateinische Schrift nicht lesen, genauso wie ich die thailändische Schrift nicht lesen kann.
Die Straßen sind nur am Anfang oder am Ende mit Straßentafeln versehen. Die Tafeln sind zweisprachig, jedoch ist die Thailändische Schrift groß, die lateinische klein und somit vom Bus aus unmöglich zu entziffern. Die Orientierung fiel uns deshalb schwer.
Wir dankten Buddha, dass wir tatsächlich beim Königspalast gelandet sind. Die Dimensionen der Stadt Bangkok sind riesig und ein kleines Stückerl am Stadtplan entspricht einer Entfernung vom Donauturm bis Schönbrunn.
Der KÖNIGSPALAST ist in wahrsten Sinne des Wortes umwerfend. Der Palast wurde 1782–84 nach dem Vorbild des von den Birmesen in der alten Hauptstadt Ayutthaya zerstörten Palastes erbaut. Eine dicke weiß angestrichene Mauer grenzt die Prunkbauten von der übrigen Stadt ab. Der Eintritt kostet ca 8 € (350 Baht) und man darf nicht in Trägerleiberl, hot pants, shorts oder Minirock in den Palast.
Der Königspalast kann leicht den Vergleich mit Taj Mahal standhalten.
Ich habe nie in meinem Leben dermaßen viel Gold auf einmal gesehen. Ich war geblendet.
Schon beim Eingang begrüßen einem überdimensional große grimmig dreinschauende Dämonen, deren spitze Zähne Furcht und Respekt einflößen sollten. Grazile „Kinnaras“ (halb Mensch, halb Vogelwesen mit spitzem Hut) begleiten einem. Phantasievögel und Schlangen verfolgen den Besucher mit starrem Blicken. Sämtliche Tiere, Türmchen oder Stupas sind vergoldet und reich mit Einlegearbeiten geschmückt. STUPAS symbolisieren im Buddhismus den heiligen Baum des Lebens und der Erleuchtung. Oft wird im Inneren die Asche hervorragender Persönlichkeiten aufbewahrt.
Der Haupttempel ist das bedeutendste Pilgerzentrum in Thailand. Er war nur zum Gebet für den König bestimmt und nie ein Kloster. Man ist geblendet von dem unbeschreiblich vielen Gold, das einem entgegenstrahlt.
Hier befindet sich das höchste und meistverehrteste Buddhastandbild von Thailand. Der „Smaragdbuddha“ stammt aus dem Jahre 1464 und ist aus Jade. Um ihn vor den Übergriffen der Birmesen zu schützen, wurde die Jadeplastik mit Gips umhüllt. Als sie in den Tempel gebracht wurde, stellte ein Mönch fest, dass der Gips im Gesicht etwas abbröckelte, und eine grüne Nase kam zum Vorschein. Folgedessen wurde die Figur Smaragdbuddha genannt. Dem Buddha werden zu jeder Jahreszeit vom König höchstpersönlich die golddurchwirkten „Kleider“ gewechselt.
In Thailand gibt es nur 3 Jahreszeiten: Kühle, Hitze und Regen. Wir waren in der kühlen Jahreszeit in Thailand. Einmal entdeckte ich ein Thermometer: es hatte 37°C im Schatten. Die Chance, dass man sich im Schatten bewegen kann, ist mangels Bäumen gering. Ich habe mit einem Oberösterreicher gesprochen, und der erzählte mir, dass er letzten Oktober in Thailand war. Zitat: „Es war so heiß, ich dachte ich werd hin“. Er hat die Hitze im Februar als richtig angenehm empfunden.
Da der Haupttempel ein religiöses Zentrum war, wurden die inneren Wände üppigst mit Szenen aus dem Thailändischen Epen bemalt. In früheren Zeiten konnte kaum einer lesen. Während der langen Andachten konnte man sich so anhand der vielen Bilder nicht nur ablenken, sondern auch fortbilden. Die Malereien sind nicht perspektivisch und von einer Präzision der chinesischen Rollenbilder. Die Tänzerinnen wurden so anmutig dargestellt, wie bei den indischen oder persischen Miniaturen.
Es gab Elefantenkämpfe, Thaiboxer, die von einer großen Zuschauermenge angefeuert wurden, anmutige Tänzerinnen mit goldenen Gewand und goldenen spitzen Hüten, die in phantasievoll ausgestatteten Tempeln tanzten.
Im blauen Himmel hinter den weißen Wolken saßen engelgleiche Wesen, die folgende Szene beobachteten: ein riesiger, tätowierter Dämon mit Fratzengesicht und gefletschten Zähnen will auf einen am Boden liegenden Mann eintreten. Ein schönes Mädchen lauft auf das Ungeheuer zu, und mit beschwörend erhobener Hand hält sie den Bösewicht von seinem Vorhaben ab. Im Hintergrund kämpfen Affen in bunten Uniformen. Ich erkannte die Affen nur an ihren stark hervortretenden Unterkiefern und an den handartigen Zehen.
Die Dächer der Pagoden sind mehrschichtig übereinandergelegt und mit glasierten Majolikaziegeln gedeckt. Diese Dächer müssen fortwährend restauriert werden. Man kann einen Ziegel kaufen und seine Wünsche auf die raue Unterseite schreiben. Diese Wünsche werden dann in den Himmel näher zu Buddha getragen. Ich sah Wünsche in vielen Sprachen.
Außen an der Hauptpagode hängen am Dach goldene Glocken. Wenn der Wind bläst, werden die goldenen Plättchen im inneren bewegt, und man ist ständig von wunderbarer Glockenmusik umgeben.
In einem weiteren Gebäude befindet sich der Thronsaal. Der stufenförmige Thron ist aus purem Gold und hat die Form eines Schiffes. Der König ist Mittler zwischen hiesiger Welt und Himmel, er schwebt in einem Boot. Über ihn befindet sich ein siebenstöckiger, kegelartiger Baldachin, dessen Seidenstoff mit Gold durchwirkt ist. In einem weiteren Gebäude kann man einen silbernen Schiffsthron bestaunen.
Verlässt man einen Tempelbereich um in den nächsten zu gelangen, „bewachen“ überlebensgroße chinesische Steinfiguren die Tore. Diese Steinfiguren haben meist das Schwert gezückt, schauen grimmig drein und haben einen ziemlichen Bauch, der Stärke andeuten soll. Begeistert war ich von den Drachen auf den Kriegsgewändern der Steinwächter, ebenso von den skurrilen Kopfbedeckungen und den Schuhen, deren Spitzen aufgerollt waren (dieses Schuhmodell wird heutzutage noch von den Mongolen hergestellt).
Ich war so fasziniert von der Pracht des Königspalastes, dass ich mich im Garten etwas ausruhen wollte, der im Führer so angepriesen wurde. Ich suchte den Garten und fand nur ein paar verkrüppelte und verhungerte Bäumchen die keinen Schatten spenden konnten. Vor einer Palme, die so groß war wie ich blieb ich stehen und erst da wurde mir bewusst, dass ich in einem uralten BONSAIGARTEN stand. Ich sah mir die Bäumchen genauer an: die Ästchen wurden zu Kugeln zusammengeschnitten und die Bäume standen zumeist in Majolikatöpfen. Diese kamen aus China und nette Szenen wurden da aufgemalt, zum Beispiel: eine kleine Barke führt ein Liebespaar über einen See voll mit Lotusblüten zu einem chinesischen Pavillon. Die Bonsaibäumchen wurden regelmäßig gegossen, haben fast keine Erde in den Töpfen, dafür Tonsplitter.
In Thailand wird es zu jeder Jahreszeit um Punkt ½ 7 Uhr Abend schnell finster. Die Straßenbeleuchtung ist dürftig, und nachdem wir auf einem Markt eine gute Suppe und ein WOK- Gericht gefunden hatten, mussten wir uns auf Hotelsuche begeben.
Wir hatten den ganzen Tag unsere leichten Rucksäcke mit, wo viel Trinkwasser drinnen war (Firma Nestlé sei Dank). Trinkwasser in Flaschen gibt es überall zu kaufen. Dann hatten wir je ein Reserveleiberl mit, ein Handtuch , ein paar Toilettensachen, und ich hatte unsere beiden Seidenschlafsäcke vorsichtshalber mit eingepackt. Man kann ja nie wissen, wohin man sein müdes Haupt betten wird, und in billigeren Hotels ist es nicht immer üblich frisches Bettzeug aufzulegen.
Rund um den Königspalast befinden sich ausschließlich Regierungsgebäude, Polizei, Ministerien und Botschaften. So mussten wir sehr weit gehen, in der Hoffnung, ein Hotel zu finden.
Wir begegneten 4 Deutschen, die mit einer Reisegruppe in Thailand unterwegs waren. Die suchten verzweifelt den Königspalast, und wir fragten, in welchen Hotel sie wohnten. Ich sagte den Deutschen, dass der Palast schon längst geschlossen ist, aber am nächsten Tag bereits um 8 Uhr Früh aufsperrt. Die kleine Gruppe war soeben in Bangkok gelandet und sie mussten schon am nächsten Tag zu ihrer Rundreise aufbrechen. Ich erzählte von der einmaligen Pracht des Königspalastes und war sehr verwundert, dass eine Thailandreise ohne Schwerpunkt Bangkok angeboten wird.
Wir hatten Glück: Wir fanden ein nettes Hotel von IBIS Qualität ganz in der Nähe des „golden Mountain“. Das Hotel hat 1100 Baht gekostet das sind ca 23 Euro pro Zimmer inklusive Frühstück.
Hotel: „GOLDEN HORSE“ 5/1-2 DUMRONG- RAK Road, Bangkok,
Tel (66 2)280 – 1920 –9 E-mail: goldenhorsehotel@yahoo.com
Ich drehte sofort die Klimaanlage auf, einfach um auf eine normale Körpertemperatur zu kommen und fiel ins Bett.
Als ich mir am nächsten Morgen die Augen rieb, konnte ich von unserem Zimmer im „goldenen Ross“ direkt auf den goldenen Berg schauen (Wat Saket). Der goldene Berg ist ein künstlich aufgebauter Hügel, dessen Gipfelpagode vergoldet ist. Trotz Affenhitze schon in der Früh hat mich der sanfte schneckenartige Aufstieg begeistert. Der ganze Berg ist eine Begräbnisstätte für die Asche von Verstorbenen. Marmortafeln mit Bildern und Daten der Verstorbenen erinnern auf Schritt und Tritt an die Vergänglichkeit. Viele, viele Buddhastatuetten begleiten die Toten auf ihren Weg ins Jenseits. In jeder natürlichen Nische blüht eine Orchidee oder wächst ein Bonsaibäumchen. Kleine Wasserfälle speisen üppige wilde Blumen und Farne. Der Berg gleicht einer Oase der Stille und Beschaulichkeit in dieser stickigen lauten Stadt. Oben angekommen, betritt man das Heiligtum, ein Ort der Andacht und der stillen Gebete. Wir kauften Opfergaben: eine noch nicht aufgeblühte Lotusblüte, ein paar Räucherstäbchen, eine kleine Kerze und ein Stückchen Blattgold.
Ich klebte mein Blattgold an die Hände eines schlafenden Buddhas, damit er meine Wünsche ins Nirwana mitnimmt. Walter suchte sich einen lachenden Buddha aus. Die Lotusblüte taucht man kurz in Wasser, besprengt sein Haupt und legt sie Buddha zu Füßen.
Rund um den goldenen Berg gibt es unzählige Tempel mit ihren bunten übereinandergeschichteten Dächern. Die großen Tempelanlagen sind meist Klöster. Die Mönche haben eine safranfarbene Tunika umgeschlungen und sind sehr geachtet. Als Bettelmönche sind sie von vielen Abgaben wie z.B. Entgeld für öffentliche Verkehrsmittel befreit. Gehen sie auf den Markt, ist jeder Koch hocherfreut, wenn seine Suppe von einem Mönch gegessen wird.
Es gibt Mönchsspenden rund um jedes Kloster zu kaufen. Das sind Kübel vollgefüllt mit nützlichen Dingen und mit Folie überzogen. In so einem Kübel entdeckte ich folgendes: Tee, Pulvermilch, Konserven, einen Regenschirm, Taschenlampe mit Reservebatterien, Medikamente und natürlich Reis.
Ich durfte dabei sein, als eine Familie einem Mönch in einem Tempel einen mittelgroßen vergoldeten Buddha und einen Kübel spendete. Die Familie kniete vor dem Mönch, der auf einer Stufe im Lotussitz saß und mit einer Geste der Demut die Geschenke entgegennahm. Nicht der Mönch bedankte sich für die Gaben, sondern die Familie dankte dem Mönch, dass er ihre Gaben angenommen hat.
Wir rührten uns während der ganzen Zeremonie nicht vom Fleck.
Mönche haben in Thailand eine Lehrerfunktion. Wir konnten folgende Szene beobachten: Eine Klasse von Teenagern einer internationalen Schule saß mit den Füßen von dem Buddhaheiligtum abgewandt, vor einem jungen Mönch, der auf einer Stufe höher im Lotussitz saß. Der Mönch hat den völlig still sitzenden Kindern gelehrt, wie man meditiert und wie man betet. Er sprach Thai, und wenn der etwas abseits sitzende Lehrer das Gefühl hatte, dass ein Kind etwas nicht verstand, hat er in Englisch übersetzt (sehr zu unserer Freude, so haben wir auch gut verstanden). Als der lächelnde Mönch und die Teenager sich der Meditation hingaben, war außer dem Gesang eines Vogels nichts zu hören. Ganz sanft führte der Mönch die Schüler wieder in die reale Welt zurück. Dann beantwortete er die Fragen der Kinder.
Unser nächstes Ziel war WAT PHO, wo wir den größten liegenden goldenen Buddha der Welt besuchen wollten. Vor dem Tempelareal hat uns ein TUK-TUK Fahrer abgefangen. Tuk Tuk‘s sind kleine, unbequeme Mopeds mit hinten einer überdachten Ladefläche, wo zur Not 2 Leute mit europäisch langen Haxen sitzen können. Die Tuk Tuk Fahrer sind mehr als penetrant, und wir wollten wissen mit welchen Tricks sie arbeiten.
Ein Tuk Tuk Fahrer erklärte uns, dass das WAT PHO wegen einer Zeremonie zwischen 12 und 14 Uhr gesperrt sei. Wir als „ erfahrene Ausländer“ wussten sofort, dass das nicht wahr sein kann, wird doch der liegende Buddha ununterbrochen von Reisegruppen angefahren.
Der Thai versprach uns für wenig Geld zu einem lachenden Buddha zu führen, einer Pagode mit geschwungenen Kupferdächern und – wie ich ihm sofort vorsprach – zu einem Juwelier! Nein, zu einem Juwelier will er uns nicht bringen. Ich entgegnete: „Bringen Sie mich DOCH zu einem Juwelier, aber zu so einem, der edle Perlen verkauft“. Das war ein Überraschungseffekt, mit dem der Thai nicht gerechnet hatte. Ich wusste, dass man keine Perlen in den herkömmlichen Goldläden bekommt. Der Tuk Tuk Fahrer musste sich also anstrengen, was er auch tat, sonst hätte ich ihm nicht bezahlt.
So kam ich dahinter, wo das eigentliche Geschäft liegt: in einen Gutschein für 5 Liter Benzin, den das Geschäft ausgibt, wenn ein Tuk Tuk Fahrer einen Ausländer bringt.
WAT PHO ist das größte und älteste Kloster Thailands mit Superlativen der Tempelbaukunst. 95 Pagoden soll es geben, und in den Wandelgängen befinden sich 1000 Buddhas. Berühmt ist der liegende Buddha. Er ist unglaubliche 45 Meter lang und 15 Meter hoch, füllt also den Tempel voll aus. Dieser Buddha ist voll vergoldet und befindet sich am direkten Weg ins Nirwana. Besonders schön sind die perlmuttverzierten, übergroßen Fußsohlen. Rund um diese grandiose goldene Figur sind Metallschalen aufgehängt. Hier hinein kann man seine Münzen werfen und bei den Besucherströmen, die sich an diesem Heiligtum vorbeischieben, klingen die Münzen, die in die Metallschalen geworfen werden, wie ununterbrochenes Glöckchengeläut.
Ich habe abermals die für mich neu entdeckten Bonsai-Gärten bewundert, die Miniatur Phantasielandschaften mit den kleinen Buddhas und den Bonsaibäumchen die sich völlig harmonisch in das künstliche Landschaftsgefüge einfügen.
Die vielen goldenen sitzenden Buddhafiguren in den überdachten Wandelgängen hüten in ihren Sockeln die Asche tausender Gläubigen (Familiengräber) auf ihren Weg ins Jenseits.
Am späten Nachmittag gingen wir nach China-Town. Hier aß ich in einer Garküche, wo man sitzen konnte und das Essen auf einem Plastikteller serviert bekam, eine Ente. Das war die beste Ente die ich je gegessen habe. Ich erinnere mich noch heute an die köstliche Ingwer Sauce. Walter aß gefüllte Teigtaschen mit Gemüse, Frühlingsrollen mit Shrimpsfüllung und dazu tranken wir literweise kaltes (Nestlé) Wasser.
In Bangkok kann man gut einkaufen, vorausgesetzt, man findet den richtigen Markt. Es gibt straßenweise nur Uhren zu kaufen oder ausschließlich Ananas, Buddhafiguren (in jeder Größe und jeder Ausführung fürs Familiengrab), Goldschmuck und tausend „Dreckerln“ nur in den Farben Mint oder Pink. Um Hemden oder t-shirts zu kaufen muß man schon in einen anderen Stadtteil fahren. Wir hatten Glück: uns erklärte ein Australier, in welchem Stadtteil was zu finden ist.
Zurück in Pattaya konnte ich mich nur mehr erschöpft auf eine harte Liege unter einem Sonnenschirm an den POOL legen. Ein idealer Ort um deutsche und österreichische MENSCHEN IM HOTEL zu beobachten.
Meine Wahrnehmungen sind alle authentisch. Man kann nicht einmal mit einer Überdosis Phantasie solche Grotesken erfinden.
Die Touristen in Pattaya sind zu 95% Solomänner. Es gibt 3 Altersgruppen: die einen sind ca 50 Jahre alt. Besonderes Kennzeichen: Mindestgewicht 120 kg, Bauch, der über der knappen Badehose hervorquillt, rasierte Glatze und total tätowiert.
Die zweite Altersgruppe ist über 60 Jahre alt. Besonderes Kennzeichen: enorm dicker Hängebauch aus dem 2 dünne Ärmchen und Beinchen herausragen. Die Beine sind mit Krampfadernlandschaften geziert, die durch die Shorts besonders zur Geltung kommen.
Die dritte Gruppe ist über 70 Jahre alt, die Glatze durch Haarausfall bedingt, die Leber hat sich gefährlich zugespitzt, die dünnen Beine die aus den Shorts hervorbaumeln, sind entweder „ offen“ oder „zu“ (je nach Krankheit: Diabetes, Raucherbein, Leberzirrhose, Gefäßverkalkung etc.)
Alle drei Gruppen haben eine junge Thaifrau im Schlepptau. Die jüngeren Männer fassen ihr Siamkätzchen meist um die Taille (oder tiefer), die Männer höheren Alters gehen händchenhaltend „verliebt mit verklärtem Blick“ durch die Gegend, und die alten Solomänner stützen sich auf den Schultern ihrer kleinen Thai Mädchen – so können sie abgestützt ihre Füße besser und leichter hinter sich herziehen.
„Siamkatzen“ gibt es in jedem Lokal zu kaufen. Man bezahlt den Lokalbesitzer und das Thai Mädchen. Man kann seine Auserwählte tageweise oder für den ganzen Urlaub mieten.
Der Preis der Mädchen richtet sich nach Jugend und Aussehen. Die Thai Katzen älteren Kalibers mit einem vorgezogenen Unterkiefer, der dem eines Orang- Utan nicht unähnlich ist, sind billiger.
Die Konversation zwischen den Freiern und ihren Mädchen ist dürftig. Die Mädchen verstehen genauso wenig Englisch wie ihre deutschen Freier.
Ich schnappte die gängigsten Sätze auf, die ich sofort notierte, damit ich den exakten Wortlaut wiedergeben kann:
ER hat Hunger und sagt: „You don`t want to go to eat?“
Oder: “I go pay”, “Do you go in water?”
Vor einer Suppenküche befindet sich ein kleiner Supermarkt. ER gab IHR einen Geldschein und sagte: „ Bring mir a Bier, aber a koits“ (ein kaltes). Siamkatzen befolgen augenblicklich und ohne wenn und aber die Befehle ihres Freiers.
Das erste, was eine Siamkatze ihrem Freier abnimmt, ist das Handy. Mit dem wird dann stundenlang laut telefoniert. SIE hält IHM das Handy ans Ohr, damit ER auch was zum telefonieren hat. ER: „How do you do? Do you look TV?”
Auf der Straße beobachtete ich folgendes: ein Deutscher Opapa war auf seine Siamkatze gestützt. Sie könnte glatt sei Urenkerl sein. Er redete und redete wie ein Wasserfall, sie nickte wie eine ausdruckslose Puppe mit dem Kopf. Ihre Körpersprache und ihr Gesichtsausdruck verrieten Langweile – ein schwer verdientes Geld.
Die Thai Mädchen werden zumeist aus dem Norden eingeführt. Dort ist das Bildungsniveau entsprechend niedrig. Die Mädchen sind klein und sehr zart, haben puppenartige Gesichtchens, lange schwarze Haare und schauen neben den hühnenhaften Europäern immer aus wie die Kinder.
Ein Deutsches Ehepaar (eine Seltenheit in diesem Hotel) erzählte mir von einem Mann, der jede Nacht eine andere Thai anschleppte. Sie fragte offen, ob der Mann keine Angst vor AIDS hätte. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Mein Arzt hat mich in Deutschland gegen AIDS geimpft“.
Ein deutscher „Jugendlicher“ von ungefähr 50 Jahren ging mit Schwimmweste ins Pool. Seine Kumpel haben von hinten sanft auf die knallrote Weste gedrückt und den Nichtschwimmer gleich 2 x untergetaucht. Am Abend hat er die schönste Siamkatze lautstark auf sein Zimmer geschleppt.
Verhütung ist Männersache: klappt nicht immer. Ich traf ein Paar mit Kleinkind. Der deutsche Vater sprach nur Dialekt, den das Kleinkind munter nachplapperte wie z.B.:
„Zieh dir die SCHUACH aus“, „Gemma duschen“, „Lauf nit“
Die schon ältere Thai Mutter, die noch 2 größere thailändische Buben hatte, sprach einen Mix aus Thai und deutschen Dialekt. Hört sich drollig an, aber welche Sprache wird das kleine Mädchen mit der hellen Haut und den hellen Haaren letztendlich lernen?
Ein sehr verliebter Berliner Opapa lag neben seinem blutjungen Thai Girl am Pool, hatte Kopfhörer umgeschnallt und sang laut und falsch deutsche Schlager nach wie Heintjes : „Mamatschi schenk mir ein Pferdchen“.
Früher gab es viele billige Schneider. Heute sind sie arbeitslos, weil sich kein Mensch mehr einen Anzug nähen lässt. Ein Deutscher Opapa ließ sich dennoch „himmlische Hosen“ schneidern. Die sahen so aus: Farbe: knallrot, hühnchengelb, blitzblau. Schnitt: Bundfaltenhosen mit Bügelfalte und Stulpen. Die Hosen reichten nur bis zum Knie.
In Pattaya gibt es ein Lokal, wo von Thai Musikern Blasmusik gespielt wird. Am Sonntag gibt es einen Frühschoppen mit Grillstelzen und offenem Bier vom Fass. Die Plätze sind so begehrt, dass man sie reservieren muss. Die Dame des Hauses verkauft nicht nur Schweinshaxen, sondern auch Thai Mädchen, stammt sie doch selbst aus Berlins einschlägigem Milieu. Walter fragte einen Deutschen, warum er nicht hingeht. Zitat „In den letzten Monaten haben die Musiker spielen gelernt, jetzt ist es nicht mehr lustig.“
Ich fragte eine Wienerin wie es denn so war beim Frühschoppen. Ihre Antwort: „Sehr heiß“.
Selbige Wienerin war mit ihrer ca 20 jährigen Tochter in Patttaya. Die hatte sich ihren Urlaub sicherlich anders vorgestellt, denn die ganz große Urlaubsliebe findet man unter den Opapas und Uropapas sicherlich nicht, abgesehen davon dass sich diese Solomänner ihre Urlaubsliebe vor Ort kaufen. Das Töchterl war so frustriert, dass sie sich letztendlich mit psychosomatischen Kreislaufbeschwerden in das klimatisierte Zimmer zurückzog. Ich riet ihr dringend den Blutdruck messen zu lassen, bevor sie in eine Apotheke geht und Tabletten kauft. Als Therapie wurde dann ein, dem RED BULL ähnlichem Aufputschgetränk besorgt.
Ein Berliner 150–kg–Brocken brüllte via Handy nach Deutschland. Er wohnte im Garden Hotel und musste 35 € pro Nacht zahlen. Als er seinen Betthasen anschleppte, wurde der Zimmerpreis erhöht. Darüber beschwerte er sich – Tja, Englisch sollte man können: es stand wie üblich ganz groß der Zimmerpreis angeschrieben, nur die dahinter stehenden Buchstaben waren klitzeklein. Die lauteten nämlich p.p. das heißt: „ per Person“ und nicht p.r. was soviel bedeutet wie „per room“. Die „besseren“ Hotels möchten ihren (nicht vorhandenen) „guten Ruf“ nicht verlieren und ihre Etablissements zu Stundenhotels herabdegradiert wissen. Und das ist das Geheimnis der kleinen Buchstaben hinter dem großen Zimmerpreis.
Walter begegnete eines Morgens einen alten Wiener, der fürchterlich „hatschte“.
Walter fürsorglich: „Haben Sie sich verletzt?“
Der Wiener: „Nein, aber wenn es mir schlecht geht, dann habe ich Nervenschmerzen“.
Walter: „Was ist denn so schreckliches passiert?“
Der Wiener: „Vorgestern bin ich angekommen, gestern habe ich mein Thai Mädchen besucht. Voriges Jahr habe ich ihr ein Geschäft gekauft und jetzt steht ihr Thai Mann hinter der Budel. Ich kann mich nur mehr mit Massagen aufrecht erhalten und Nachts nicht schlafen“.
Einige Tage später traf Walter denselben Mann quietschvergnügt mit einer neuen Siamkatze in seinem Schlepptau.
Walter fragte: „Wie geht`s denn so?“
Der Wiener: „Gut, ich habe mir meine Einlagen in die Schuhe gegeben und kann jetzt wieder wunderbar gehen“.
Ein Deutscher beschwerte sich, dass er seine Siamkatze nicht in die ferne Heimat mitnehmen kann, weil die deutschen Behörden dermaßen hohe finanzielle Forderungen stellen, die man sich (als Pensionist) nicht einmal für 3 Monate leisten kann: finanzielle Absicherung für die Siamkatze, Kranken und Haftpflicht Versicherung, Rückflugbillett etc.
Ein anderer Deutscher Opapa versucht seinem Thaikätzchen Deutsch zu lernen, damit sie eventuell ihren „Beruf“ wechseln kann. Aus diesem Grund hat er sie gleich für 3 Monate gemietet. Ich habe nie auch nur ein deutsches Wort aus ihrem Mund gehört. Dafür spielte sie leidenschaftlich gerne Domino. Jedes Mal wenn sie gewann, lachte sie laut auf und freute sich in kindlicher Manier gesamtmotorisch. Sie gewann jedes Spiel.
Normaler Weise sind die Thaikatzen stumme Dienerinnen ihrer Herren, das heißt, sie tragen die Badesachen ins Zimmer, holen kaltes Bier aus dem Supermarkt oder Essen von einer nahen Garküche. Sie maniküren Finger und Zehennägel und stehen mit dem Handtuch bereit am Pool, damit sich ihr Opapa keinen Schnupfen holt, wenn er aus der Chlorbrühe steigt.
Nicht so die fanatische Dominospielerin.
Eines heißen Nachmittags kam binnen Minuten ein Gewitter auf. Plötzlich schüttete es wie aus Kannen. Die kecke Dominospielerin verschwand blitzschnell im Zimmer und stand lachend und winkend am trockenen Balkon. Ihr Freier raffte ungelenk die Handtücher, Badesachen und Deutschbücher zusammen und brachte alles seiner Dulcinea.
Für die Thais sind öffentliche Zärtlichkeiten ihrer Religion wegen ein absolutes Tabu. Die europäischen Opapas und Uropapas lieben es in der Öffentlichkeit ihre Verliebtheit zu demonstrieren. Die Siam Katzen versuchen sich mit Quietschen loszuwinden, was die Freier noch mehr „anturnt“.
Hat man gerade kein Mädchen zur Hand, wird nach Sonnenuntergang laut gefeiert. Man setzt sich mit einer Schar vom Kumpels in ein Lokal wo das Bier möglichst billig ist. Die Lokale sind alle offen, das heißt, man sitzt an Tischen unter einem Wellblechdach, wo auch gekocht wird und ein Eiskasten für immer kühles Bier vorhanden ist.
Dort sitzen die alten Solomänner im ärmellosen Leiberln, mit Shorts und Badeschlapfen um einen Betontisch auf Plastiksesseln. Bierflaschen in großen Mengen stehen auf dem Tisch. Die Bierflaschen werden in Styroporumhüllungen serviert, damit das Bier nicht zu schnell warm wird. Eine Flasche enthält nur 0.33 Liter.
Erzählt werden im Brüllton phantasievolle „Geschichten aus dem Wienerwald“, die meist 30 bis 40 Jahre alt sind und sich von der Realität entsprechend viele Kilometer entfernt haben. Je mehr süßliches SINGHA Bier fließt, desto spektakulärer sind die Taten, selbst wenn man sie nur mehr daherlallen kann. In gehobener Alkoholstimmung ist jeder der große Held. „Forever young“ heißt die Parole, die Schmerzen in den alten Knochen werden in diesem heißen Klima vergessen, ebenso wie die zerbrochenen Ehen oder die Beziehungslosigkeit zu den eigenen Kindern und Enkerln.
Pattaya ist noch leistbar, solange der Heimatstaat in Europa nicht pleite gegangen ist und die Pensionen pünktlich auszahlen kann. Die entwurzelten Solomänner verdrängen erfolgreich die Angst der Vereinsamung im Alter.
Tatoos sind derzeit sehr modern. Permanente Körperbemalung verrät Stärke, vor allem, wenn das Gewicht jenseits der 130 kg liegt. Folgende Tatoos fielen mir besonders auf: rechts und links am dicken Oberarm einen großen Totenkopf. Das eine Gerippe hatte knallrote Augen, das Gegenstück am anderen Arm grüne. Ein Großkalibersolomann mit rasiertem Kahlkopf hatte einen chinesischen Drachen mit weit aufgesperrtem Maul an seine Brust gemalt. Das Ungetier mit den glühenden Augen schlang sich über die Schulter, krallte sich am Rücken an die Rippen und der lange Schuppenschwanz ging weiter unter die Badehose hindurch und endete in der Kniekehle. Im Bus traf ich einen Opapa, behängt mit Buddhaamuletten bis zum Bauch hinunter. Seine beiden Ohren waren mit Ringerln gespickt und auf dem natürlichen Kahlkopf war ein SKORPION eintätowiert. Ein Berliner Riese hatte sich den Berliner Bären ganz in schwarz und fast lebensgroß auf den Rücken tätowieren lassen. Ein anderer sehr fülliger Solomann hatte ständig Knieprobleme. Er musste sich auf seiner kleinen Thai Katze abstützen, die neben ihm aussah wie ein Kind. Damit er sich für immer an die Knieschmerzen erinnert, hatte er sich unter der Kniekehle eine Teufelsfratze tätowieren lassen mit langen spitzen Hörnern, Ziegenbart und schmerzverzehrtem weit aufgerissenen Maul.
Pattaya ist eine künstliche Stadt. Zu Zeiten des Vietnamkrieges ankerten die amerikanischen Kreuzer in der natürlichen Bucht mit dem tiefen Hafen. Die amerikanischen Soldaten suchten Abwechslung und fanden sie. Girls wurden aus dem Norden mittels vieler Versprechungen vom großen Geld eiligst in den Süden gebracht. Pattaya wurde ein einziges Vergnügungsdorf. Mit den vielen harten Dollars wurden dutzende Hotelhochhäuser gebaut. An jeder Ecke schossen einschlägige Lokale und Massagesalons aus dem Boden.
Das Bild änderte sich mit dem Abzug der Amerikaner.
Durch Billigangebote und langen Aufenthaltsgenehmigungen versuchte man, sich an die deutschsprechende Klientelle heranzupirschen. Zunächst kamen die Aussteiger, später kam der Sextourismus. Alte Männer gierten zum Nachholen von angeblich Versäumten. Mit der harten Strafe bei Drogendelikten und dem Verbot von Kindesmissbrauch wurde der einschlägigen Klientele der Anreiz entzogen. Das Bewusstsein der AIDS – Verseuchung setzte sich langsam in den Köpfen der Europäer durch. Übrig blieben die Pensionisten, und die schauen notgedrungen auf ihr Geld.
Das Ergebnis ist, dass die Lokale leer sind. Die Go–Go–Girls unterhalten sich mit viel überlauter Popmusik mit ausdruckslosen Gesichtern so gut wie geht selbst. In der Amüsiermeile ist ein unerträglicher Lärm, man wird ununterbrochen von Keilern belästigt, die entweder ihre Mädchen verkaufen wollen, oder ein Restaurant zeigen wollen, oder wenn gar nichts mehr geht, Bier zu Billigpreisen anbieten.
Man sieht viele russische Touristen, die hauptsächlich auf Souvenirjagd und Einkaufstour gehen. Wohlbewacht von ihren stark geschminkten, blond gebleichten Frauen, die mit Argusaugen das Treiben ihrer Männer beobachten.
Walter und ich gingen des öfteren an die Strandpromenade und beobachteten die vorüberziehenden Menschen. In Sichtweite befanden sich Touristenschiffe oder besser gesagt: Dschunken. Das Meer war in keiner Weise zum Baden geeignet – es war nicht nur schmutzig, sondern voll auch Müll. Man konnte sich Liegestühle und Sonnenschirm gegen die unbarmherzige Hitze ausborgen und sich Essen von den nahen offenen Restaurants liefern lassen. Es gab weder Toiletten noch Duschen. Fliegende Verkäufer versuchten ihre Waren anzubringen. Masseusen boten ihre Dienste an.
So haben wir es vorgezogen, am Hotelpool auf harten Prischen zu liegen und zu lesen. Das Chlorwasser konnte man sich unter einer Dusche abschwemmen.
Für uns hatte dieses irre Pattaya viele Vorteile. Erstens konnten wir unbedenklich unser Gepäck im Hotelzimmer lassen, wobei ich meinen Samsonite-Oyster Hartschalenkoffer immer gewissenhaft versperrte. Das Hotel war billig, mussten wir doch zusätzlich das Hotel in Bangkok bezahlen. Wir hatten mehrere hervorragende Garküchen um die Ecke, eine Teigtaschensuppenküche gleich gegenüber, einen ausreichend bestückten Supermarkt, der sogar 5 Liter Trinkwasser im Programm hatte und eine Apotheke, in der es sogar eine histaminhältige Salbe gab zur Behandlung meiner Hitzeausschläge.
Unser Hotelpool war von Grünpflanzen umgeben. Die Tische der notorischen Kartenspieler waren weit genug entfernt und deren hochemotionellen Kundgebungen durch die Distanz kaum hörbar. Wir konnten uns nach den anstrengenden Bangkokbesuchen erholen. Wir hatten eine gute Autobusverbindung nach Bangkok und konnten uns frei bewegen.
Wenn wir die ganze Zeit in Bangkok geblieben wären, hätten wir viele Einbußen hinnehmen müssen: der Smog in Bangkok ist unerträglich, nach ein paar Stunden hustet man sich das Beuschel heraus. Die Abende werden in einer Großstadt lang, weil es doch nicht so sicher ist, nach Einbruch der Dunkelheit noch bummeln zu gehen.
Unser nächster Ausflug nach Bangkok sollte uns an die gegenüberliegende Seite des großen Flusses bringen. Ich liebe Flüsse (viel mehr als das Meer) und dem langsamen Treiben der Schiffe zuzuschauen. Das alte Bangkok liegt in einer Flußschlinge. Der Fluss ist breit und an seinen Rändern voll mit Lotusblumen. Leider haben die nicht geblüht. (Lotusblumen wachsen am liebsten in schmutzigen, brackigen Gewässern)
Riesenschiffe wurden mittels kleinen Schleppern den Fluss hinaufgezogen. Eine schwere Last, obwohl fast keine Strömung vorhanden war.
VAT ARUN, der Tempel der Morgenröte, zog mich an. Der Tempelturm ist fast 100m hoch und ist über seinen Ziegelkern über und über mit Dämonen, Elefanten, Blumen und Blüten aus chinesischen Porzellansteinchen bedeckt. Der Turm schaut aus wie ein Blütenmeer aus einer fernen Welt. Man durfte 2 Stock eine extrem steile Treppe hochsteigen (wie die Deutschen sagen) – man steigt hier tatsächlich hoch. Umdrehen darf man sich nicht, sonst wird man schwindlig oder man fällt in der prallen Hitze tot um und kollert herunter. Man steigt hinauf, um sein Karma zu festigen. Meines ist hart wie Kruppstahl, denn ich habe mich mit voller Kraft wie ein Affe am heißen Metallgeländer festgehalten. Oben hat man einen Ausblick bis ans Ende der Welt. Leider sieht man das Ende der Welt bei diesem Smog nicht, man sieht nur den Fluss unter sich und den Königspalast, dahinter ragen die Hochhaustürme auf, die im Nebel verschwinden. Am Rückweg versuchte ich mich an jedem Tellerchen anzuhalten, das für das Innere einer Blüte ausgewählt war. Es war nichts zu machen. Die süßen kleinen chinesischen Tellerchen klebten fest verbunden auf ihrem Zementuntergrund. Das war die Rache der grimmig blickenden Dämonen, mit ihren spitzen Hüten und ihren ausgedrehten Füßen.
Der Tempel hatte, wie andere auch, eine lange Galerie mit goldenen Buddhas die mit stoischer Ruhe die Asche der toten Seelen bewachten. Die überlebensgroßen Wächterfiguren mit den spitzen Zähnen in den grünen Gesichtern waren mir aber nicht böse, dass ich ein chinesisches Tellerchen klauen wollte, denn wir fanden ein schönes Hotel, das noch näher beim Palast war und sogar den IBIS Standard überbot.
Der Preis: 22 Euro pro Zimmer:
HOTE MIRAMAR: 777 MACHAI Road, Wangburapapirom, Phanakorn,Bangkok,10200 Thailand. Tel: 222 4191 5, 226 3579 93, E-mail. marketing@miramar.co.th
Eine herrliche chinesische Ente wartete um die Ecke auf mich, serviert von einer kleinen dicken Chinesin, die Sinn für Humor hatte. Sie hatte einen kleinen Hund, der allen Leuten brav Pfötchen gab, selbst uns „Fallangs“ (so bezeichnen die hochmütigen Thais die dummen Europäer, denen man mit guten Tricks die harten Euros herauslocken kann).
Am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Vaporetto Schifferl zur Universität. Von dort aus versuchten wir, mit unserer neuen Pfadfindertaktik den Weg zum NATIONALMUSEUM zu erforschen. Wir fragten 3x und erhielten eine übereinstimmende Antwort. So schlugen wir die vorgeschlagene Richtung tapfer ein. Nach langen Fußmärschen in praller Sonne fanden wir das bedeutendste Museum von ganz Thailand. Es hat riesige Ausmaße und beherbergt Schätze von unerhörtem Glanz. Ein komplettes Haus einer Prinzessin ist zu sehen, ganz nach chinesischer Manier mit Lack und Lackschnitzereien dekoriert. Das Bett ist riesengroß und die sanft Schlafende wurde durch zarte Mousselinvorhänge vor den bösen Moskitos geschützt.
Bangkok war in früheren Zeiten von vielen großen und kleinen Kanälen durchzogen. Die Menschen lebten nahe der Klongs (Kanäle) oder in Hausbooten. Die Versorgung erfolgte durch schwimmende Märkte. Heute sind die Klogs zugeschüttet, um Straßenbau zu ermöglichen.
Im Museum sah man unzählige Buddhaköpfe und sitzende Buddhas zum Teil in Goldblech gehüllt. Goldschmuck, beschriftete Goldbänder und Altäre füllten ganze Säle. Fasziniert haben mich die Elfenbeinarbeiten, die so ganz anders sind wie die im Elfenbeinkabinett August des Starken in Dresden. Einlegearbeiten mit Muscheln verzierten die wenigen Möbel. Die Kästen kamen wieder aus China. Die waren unten breiter als oben und mit wunderbaren Lackarbeiten verziert. Riesig war die Musikinstrumentensammlung.
Mein Lieblingssaal war der Puppenspielsaal. Hier sah ich ein altes europäisches Puppenhaus, ein Geschenk aus England an eine thailändische Prinzessin. Die kleinen Möbel im Stil der Jahrhundertwende waren Kunstwerke an Präzision, auch ein Puppenservice aus feinstem chinesischen Porzellan. Die ebenerdige Küche war ganz im europäischen Stil eingerichtet, mit Geflügel im Ställchen, Holz neben dem Herd und einen Hund saß beim Hackstock für Fleisch.
Die Puppenabteilung hortete noch andere Schätze, wie bunte Schattenfiguren aus Leder aus Java, und viele, viele Handpuppen, die mich besonders faszinierten. Die Siamesischen Handpuppen waren an Stäben fixiert, an deren unterem Ende die Fäden zusammenliefen, mit denen die Figuren bewegt wurden. Der Puppenspieler hielt den Stab und steckte seine Finger in Metallringe um die Puppen zum Leben zu erwecken. Die Kostüme waren prunkvoll, die spitzen Hüte aus Gold und die Masken zum Teil gemalt, zum Teil aus kleinsten Einlegearbeiten. Man sah eine Puppe ohne Kleider und konnte genau die Beweglichkeit so eines Kunstwerkes nachvollziehen. Fasziniert war ich von den Affenpuppen, die Uniformen anhatten. Die beiden Unterschiede zu den Menschen waren der Schwanz, der hinten aus der Uniform herausschaute, und die überlangen Zehen ohne Schuhe.
Ich sah Masken, die man zum Theaterspielen trug z.B. eine rote Elefantenmaske, eine grüne Bösewichtsmaske oder eine lächelnde Prinzessinnenmaske aus Gold. Muscheleinlegearbeiten verliehen den Masken einen besonderen Glanz. Mein Lieblingskasten war voll gefüllt mit chinesischen Handpuppen.
Das chinesische Puppenspiel ist eine Rarität, weil während der Kulturrevolution wurde solches Kulturgut von den Roten Garden zerstört und der Puppenspieler starb vermutlich in einem Arbeitslager.
Die Puppen sind so groß wie unsere Kasperlpuppen, haben bunte Kleidchens an, in die man die Hände stecken konnte und phantastisch bemalte Gesichter. An einer Puppe entdeckte ich eine Wechselmaske, die mit kleinen Nägelchen fixiert war. Leider waren gerade diese herrlichen Puppen in einem Glaskasten mit Gitter und ohne Beleuchtung untergebracht.
Eine riesige Abteilung bestand aus erlesenen elfenbeinernen, silbernen und goldenen Elefantensätteln, alle in Form eines Schiffs. Selbst in Indien habe ich nie einen derartigen Prunk bestaunen können. Prunksänften, die von mindestens 8 starken Kerls getragen wurden, waren innen und außen vergoldet, ebenso die kolossal großen Prunkwägen mit ihrem hohen Aufbau. Die goldenen Prunkwägen waren so groß und so hoch, dass der jeweilige Herrscher mit einer Seilvorrichtung, zu einer kleinen Kabine auf die Plattform hochgezogen wurde.
Die Asche die Herrscher wurde in riesigen Sandelholzschnitzereien die auf 4 Rädern aufgebart und zu ihren jeweiligen Begräbnisstädten gebracht, gefolgt von den kolossalen goldenen Prunkwägen.
Die Bibliothek beherbergte Bücher im tibetischen Stil, sogenannte Klappbücher. Die Deckel bestanden aus feinsten Perlmutteinlegearbeiten oder aus getriebenem Silber.
AYUTTHAYA – die alte Hauptstadt Thailands
In den meisten ostasiatischen Ländern gibt es einen Bruch in der Geschichte. In Indien fand diese Zeitwende statt, als die stolzen buddhistischen Rajputen von den moslemischen Mogulen um 1600 besiegt wurden. Die Mogulkaiser zerstörten einen Großteil der Kultur der Rajputen und prägten mit ihrem eigenen Stil die folgenden Jahrhunderte. TAJ MAHAL wurde von einem Mogulkaiser erbaut, und die bedeutendsten Schlösser in Rajastan.
In Thailand war es das Volk der Birmesen, das die blühende Hauptstadt von Siam Ayutthaya 1767 überfiel. Die Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt. Die gemauerten Gebäude wurden geschliffen. Alle Holzbauten fielen den Flammen zum Opfer, darunter auch die Bibliothek, in der bis zu diesem Zeitpunkt die Siamesische Geschichtsschreibung verwahrt wurde. Immense Kunstschätze gingen verloren, und die Stadt wurde nie mehr wieder aufgebaut. Der König gründete weiter südlich eine neue Haupstadt: BANGKOK.
Ayutthaya dämmerte vor sich hin, solange, bis es für den aufkommenden Tourismus aus seinem Dornrösschenschlaf wieder erweckt wurde. Heute steht sie alte Königsstadt unter dem Schutz der UNESCO. Ayutthaya liegt 2 Autobusstunden von Bangkok entfernt. Man wird an einem einsamen Stadtteil aus dem Bus gestoßen und sogleich von einer Schar Tuk-Tuk Fahrer überfallen. Wir wollten uns aber frei bewegen und suchten nach einem Stadtplan. Ein Tuk Tuk Fahrer hatte einen Plan den er uns stolz unter die Nase hielt und uns sagte er bringt uns zur Information, dort könnten wir einen kaufen.
Wir beschlossen aber geradewegs zu den alten verlassenen Tempelanlagen zu marschieren die man schon von weitem sah. So machten wir uns bei glühender Hitze auf den Weg. Die Tempel bestehen nur mehr aus ihrem Ziegelkorpus, nur wenige Verzierungen sind noch erhalten. Unzählige sitzende Steinbuddhas zieren die Prunkstraßen, die meisten haben keinen Kopf mehr. Vor den imposanten Tempelanlagen wurden wir von Souvenirverkäufern belagert, aber Garküchen gab es keine. Hungrig und leider ohne Stadtplan orientierungslos, gingen wir unseres Weges. Die Leute die wir nach den Weg fragten blickten uns verständnislos an. Wir trafen sogar eine Elefantenherde, die Bustouristen einmal um den Tempel schaukelten, aber Auskunft für uns gab es keine.
Walter sagte, dass er in einer Stadt, in der man sich nicht frei bewegen kann, nicht bleiben wolle. Ununterbrochen wurden wir von Tuk Tuk Fahrern angesprochen, die uns sagten, sie führten uns überall hin wo wir wollten. Weit und breit kein öffentlicher Bus und die Altstadt lag sicherlich weit entfernt von der Neustadt, wo es eventuell Hotels oder Restaurants gab. Unsere Entdeckerstimmung näherte sich dem Nullpunkt.
Die Sonne brannte auf uns nieder, gesehen haben wir nicht viel und außer einen kleinen Imbiss nichts im Magen. Ich entdeckte einen alten Tuk Tuk Fahrer und sprach ihm an. Ich zeigte ihm 2 Bilder in meinem Führer und sagte er soll uns dorthin bringen, auf uns warten und dann zurück zum Busbahnhof fahren. So sahen wir dann doch den herrlichen liegenden Buddha aus Stein, dessen Haupt auf einer Lotusblüte ruht. Der Buddha ist riesengroß und lächelt einem schon von Weitem an. Wir kauften wieder Räucherstäbchen und Goldplättchen, die wir an seine Hand klebten. Dann ließen wir uns zu einer riesigen Pagode bringen, wo der größte goldene sitzende Buddha von Thailand zu finden ist. Dieser Buddha hat einen Bronzekern und hat den katastrophalen Brand gut überlebt. Die Statue füllt die ganze Pagode sowohl in der Breite als auch in der Höhe und ist inklusive Sockel total vergoldet. Ich wäre gerne länger in Ayutthaya geblieben, aber Walter drängte zurück nach Bangkok.
Die Busfahrt nach Bangkok war quälend lange. Nur mit viel Geduld und Mühe konnten wir nach den öffentlichen Autobus fragen, der in die Innenstadt fährt. Ich ersuchte die Schaffnerin uns zu sagen, wann wir aussteigen sollten, denn es war schon dunkel und wir hatten die Orientierung verloren. Die Beleuchtung ist ähnlich schlecht wie in Stillfried, auf jedem Kilometer befindet sich eine Sparbirne. Kein Mensch versteht English, dass jedes Kind in der Schule Englisch lernt ist bestenfalls Wunschdenken. Das Bildungsniveau ist ähnlich wie die Straßenbeleuchtung – mäßig. Plötzlich deutete uns die Schaffnerin dass wir aussteigen sollten. So fanden wir uns wieder in einer belebten Straße, die wir nicht kannten. Wir waren müde und verschwitzt, hatte nichts gegessen und sehnten uns nach einem Zimmer mit Klimaanlage und weichem Bett. Die Straße war verstopft mit Menschen und wir gingen einfach entlang. Plötzlich fand ich eine Busstation mit großer Aufschrift: AIRPORT BUS STOP.
Hier in der Nähe musste einfach ein Hotel sein und so war es auch:
SAWASDEE –KHAOSAN- INN 18 Chakkrapong Road, Banglumpoo, Phranakom,
Bangkok, 10200 Thailand.
Tel: 00 66 (0) 2282 2683
e-mail: rsvnsb@sawasdee-hotels.com
http://www.Sawasdee-Hotels.com
Das Zimmer war etwas teurer als in unserem netten vorherigen Hotelchens, dafür schon sehr „indisch“. Wir hatten einen Duschkopf im WC, aus dem kam nur brennheißes Wasser herausgetröpfelt. Einen Kaltwasserhahn konnte ich nirgends entdecken. Das Fenster ging auf einen Gang. Die Klimaanlage funktionierte gut und das Bettzeug war sauber. Das Zimmer war klein, was uns nichts ausmachte, weil wir nur unsere kleinen Rucksäcke dabei hatten.
Wir gingen auf Essenssuche wieder die Straße entlang und entdeckten um die Ecke eine sehr belebte, hell erleuchtete Straße. Hier roch es nach Essen. Ich schaute mich ein wenig um und kam drauf, dass das eine typische „get away Straße“ war. Es mussten also noch mehrere Hotels in der Nähe gewesen sein. Ich sah ausgeflippte Rucksack–Europäer in Hot Pants, die sich mit dem letzten thäiländischen Geld schnell noch Rasterlocken einflechten ließen oder sich wildeste Tatoos einbrennen ließen. Dazwischen versuchten noch ein paar Siamkatzen ins Geschäft zu kommen. Schlepper wollten einem in die wildesten Bars mit den schönsten Mädchen ziehen. Ein Souvenirladen reihte sich an den nächsten, Fetztenstandeln waren voll mit T-Shirts mit den irrigsten Sprüchen. Trinkbars versuchten mit höllenlautem CD-Lärm die letzten Bahts aus den Europäern zu locken. Mit einem Wort: wir befanden uns im „get away“ Bezirk von Bangkok. Daher wunderte es mich nicht, dass in unserem Hotel des Nachts randaliert wurde.
Wir kauften herrliches Essen von einer Garküche: Glasnudeln mit guter Oystersauce, knackiges Gemüse, Reis und Frühlingsrollen mit Shrimpsfüllung.
Ein kleiner Supermarkt hatte tatsächlich 24 Stunden offen und war gesteckt voll Touristen. Hauptangebot war Alkohol und Chips in allen möglichen Variationen. Die Rucksacktouristen standen in Schlangen vor der Kassa, genauso wie wir mit unserem eiskalten Bier unterm Arm. Wir nahmen unser Essen mit hinauf ins Hotel, speisten in unseren immer mitgeführten Schüsseln feudal wie die Magnaten und fielen mit der Bierdose in der Hand und Ohropax in den Ohren in einen Tiefschlaf.
Bangkok ist eine mühsame Stadt, außer man hat viel Geld und fährt nur mit dem Taxi. Wir gingen unendlich viel Kilometer zu Fuß. Wegen einer Bindegewebsschwäche und Venenklappenschwäche in den Beinen musste ich ununterbrochen Kompressionsstrümpfe bis zum Knie tragen. Drunter bildete sich von Zeit zu Zeit einen juckenden Hitzeausschlag, aber mit Histaxinsalbe bekam ich den ganz gut in den Griff. Irgendwie gewöhnt man sich an diese Latexstrümpfe, es hat keinen Sinn sich dagegen zu „wehren“. So bewunderte ich mich selber (das hilft IMMER) und hatte NIE Fußschmerzen und NIE so irr geschwollene Beine, die mir das Gehen erschwerten.
Bei so einer Hitze schwitzt man immer und überall. Die Garküchen auf der Straße haben ihre Getränke in einer Styroporkiste auf gebrochenen Eis gelagert. Oft nahm ich mir eine Hand voll Eis und steckte es mir unter mein Leiberl.
Ich hätte mich ohne Walter, der ein hervorragender „Navigator“ ist, nie und nimmer zurechtgefunden. Er schaffte es, immer den Bus herauszufinden, der zumindest in die Richtung fuhr, in die wir wollten.
Sehr mühsam an Bangkok ist, dass es nirgends ein Ruheplätzchen gibt. Nirgends steht ein Bankerl, nicht einmal vor Bushaltestellen. Man braucht ein Stehvermögen wie ein Pferd. Um das Hochbahnzentrum SIAM wurde ein klimatisierter Einkaufspalast gebaut. Man kann dort tonnenweise T-Shirts kaufen, aber man findet keinen Platz zum Ausruhen. Donats, Zuckerln, Eis und amerikanisches Fast Food wird in Styroporschachteln verkauft nach der Devise: Food ready to go. Nicht einmal in den Hochbahnstationen gibt es eine Möglichkeit sich hinzusetzen: man könnte ja seinen Hamburger gleich essen, aber wohin mit dem Müll? Ich sah keinen einzigen Müllbehälter.
Es gibt wie in jeder Stadt Parks. Die schauen in Bangkok so aus: ausgedörrte Bäume und schmutzig graue sogenannte Grünflächen. Heerscharen von Thais lagerten hier auf Matten oder Pappkartons während der Mittagszeit im spärlichen Schatten. Dort wurde das „ready to go food“ aus den Styroporschachteln gegessen und natürlich alle Reste liegengelassen. 1 x täglich kommt wer mit einem Besen und einem Müllsack uns sammelt alles ein, oder auch nicht, dann kommen eben die Ratten.
Walter und ich hielten uns schon für „alte Bernhardiner“ und wollten uns zum KÖNIGLICHEN BARKENMUSEUM durchschlagen. Denn Wasser spielt in den ostasiatischen Ländern eine besondere Rolle, ist es doch das Element, welches das Hauptnahrungsmittel Reis zum Wachsen bringt. Unser Weg zum Barkenmuseum war nicht nur mühsam, sondern auch abenteuerlich. Die Reisegruppen mieten sich ein Privatboot, das genau 10 Minuten auf die Rückkehr der Schnelltouristen wartet und sehr viel kostet. Wir erforschten den Fußweg.
Der Weg führte über Holzstege und Gatschmulden. Hie und da war eine Tafel mit einem Pfeil angebracht, damit man die Orientierung nicht verliert. In diesem Viertel wurden soeben die Klongs (Kanäle) trocken gelegt und durch Abwasserbetonrohre ersetzt. So konnten wir sehen, wie die ursprünglichen Häuser ausgeschaut haben und wie die einfachen Leute wohnen.
Die Häuser stehen auf Stelzen, haben eine offene Vorderfront mit einer Art kleinen Terrasse. Ein Gitter aus Weidenstäben schützt kleine Kinder davor, in den Klong hinunterzufallen. Kinder gibt es hier wahrlich genug. Die Häuschen sind mit rostigem Wellblech notdürftig abgedeckt. Wer Glück hat, besitzt einen kleinen Gemüsegarten, der Schlamm des Flusses ist fruchtbar. Früher wurde in den kleinen Kanälen in flachen Booten die Waren angeboten, die man zu alltäglichen Leben braucht. Heute werden sie auf dem Rücken herbeigeschafft. Es gibt Spezialisten: eine Schneiderei, ein Wäscherei, eine Garküche. Der Beruf des Schusters ist bereits ausgestorben. Jeder trägt die billigen Plastikschlapfen. Man holt sich fertiges Essen in der Garküche. Die Familie sitzt nicht mehr beisammen und isst. Wenn jemand Hunger hat, holt er sich seinen Reis aus der Styroporschachtel. Meistens liegen die Männer in ihren Plastikhängematten und die Frauen beaufsichtigen die Kinder. Die Leute waren freundlich zu uns, völlig ungewohnten Besuchern ihres Viertels. Die räudigen Hunde zogen sich unter die Stelzen des Hauses zurück, weil es dort am kühlsten war. Niemand drängte uns etwas auf, niemand wollte uns etwas verkaufen.
Endlich erreichten wir das Barkenmuseum. Die königlichen Barken stehen in Garagen über dem Fluss und können mittels Hydraulik jederzeit zu Wasser gelassen werden. Ich war wieder einmal geblendet von diesem Reichtum aus Gold: Ich habe in meinem Leben schon viele Schätze bewundern dürfen, aber solche Prunkschiffe sah ich noch nie. Mich haben schon die goldenen riesigen Prunkwagen im Museum so begeistert, weil sie von unglaublicher Schönheit waren, aber diese Schiffe waren der absolute Höhepunkt unserer Reise. Nur um diese Schiffe zu sehen hat sich jede Mühe und jedes Geld gelohnt.
Ich bewunderte mindestens 10 goldene Prunkbarken, eine schöner und strahlender wie die andere. Das besondere war der langgezogene unterschiedliche vordere Aufbau, der den Schiffen ihr wahrlich majestätisches Aussehen verlieh. Ich sah feinst geschnitzt 5 köpfige Drachen mit funkelnden Edelsteinaugen, einen siamesischen Gott mit dem typischen goldenen Spitzhut. Auf dem saß der Affengott Hanuman mit schwarzem Gesicht und Pfoten, ebenfalls eingehüllt in einem Holzkleid voll besetzt mit bunten schillernden Edelsteinen.
Mein Lieblingsschiff war 46 m lang, deren Bug der kampfbereit aufgerichtete Kopf eines mystischen Vogels zierte und in einem hoch aufgerichteten Schwanz endete. Unter dem langen Schnabel war ein Ring befestigt und währen der Prozessionen wurde eine hängende Stufenlampe angebracht. Diese einmalige Beleuchtung war in einem der Glaskästen zu sehen. Eine weitere 45 m lange Barke trug am Bug eine 7 köpfige Schlange, dem Symbol des Wassers. Diese Barke hatte in ihrer Mitte unter einem rot-goldenen Baldachin die Buddhastatue während einer Prozession zu tragen. Die Barken sind lange schlanke Ruderboote reich mit vergoldeten Schnitzereien verziert. Jeweils in der Mitte befindet sich ein Pavillon für die königliche Familie. Als Sonnenschutz werden golddurchwirkte Vorhänge aufgespannt, die ebenfalls in Vitrinen zu sehen waren. Wir blieben lange vor einer Vitrine stehen, in dem ein langes Faltbuch ausgestellt war, wo genau die Reihenfolge der Schiffe während einer Prozession aufgezeichnet waren.
Ein Thai Wächter drehte endlich die Video Dokumentation auf. Wir erfuhren folgendes: Die königlichen Barken waren in der früheren Hauptstadt Ayutthaya stationiert. Ayutthaya hatte eine ähnliche Flusslandschaft wie Bangkok. Beim verheerenden Brand, den die Birmesen gelegt hatten, wurden auch diese Kunstschätze zerstört.
Der König, der die Hauptstadt nach Bangkok verlegte, wollte die Barken nachbauen, hatte aber keine Vorlagen und Baupläne mehr, weil die durch den Brand der Bibliothek ebenfalls vernichtet wurden. Jetzt kam der findige König auf die Idee, bei den Europäern anzufragen, ob die nicht Aufzeichnungen hatte. In Frankreich wurden tatsächlich Baupläne und Dekorationspläne und eben dieses Faltbuch gefunden. Die Barken konnten nachgebaut werden. Der König setzte alles dran, diese Repräsentationsbarken noch größer, noch prunkvoller gestalten zu lassen. Diese wunderbaren Boote wurden mehrmals restauriert. Es waren Ruderboote. Der Takttrommler saß am hohen Heck auf einem kleinen schmalen Holzsitz. Die Ruderer hatten bunte Uniformen an und runde, chinesische Hüte mit Knopf.
Wieder zurück in Pattaya wollten wir uns eine Transvestitenshow ansehen. Nachdem ich bei der Hochzeit in Indien so hässliche Transvestiten gesehen habe, war ich natürlich neugierig. Man wird gegen gutes Geld vom Hotel abgeholt (und wieder zurück gebracht) und zu einem wahren Phantasiepalast geführt. Er ist bunt beleuchtet wie der Christkindlmarkt in Wien. Es gibt mehrere Shows pro Abend. Das Publikum könnte nicht unterschiedlicher sein: Japaner, Russen mit einem Hang zur Uniform, was sich in den gleichen Leiberln zeigte, viele „all inklusive“ Reisegruppen. Die Massenveranstaltung dauert genau 1¼ Stunden.
Der Bühnenaufwand war enorm: Showtreppen und Bühnenbildwechsel funktionierten klaglos. Beleuchtung war elektronisch gesteuert. Der Playback–Sound war so laut, dass man sich während der Vorstellung mit seinem Nachbarn unterhalten konnte, ohne irgendwie zu stören. Jeder unterhielt sich mit seinem Partner, wie vor dem Fernseher.
Phantastisch waren die Kostüme mir vielen Federn, riesigen Kopfputz und meterlangen Schleppen. Die Tanzeinlagen waren folkloristisch angehaucht, z.B. KOREANISCH.
Koreanische Folklore habe ich in bester Ausführung dereinst in Strasnice (Folklorefestival in Tschechien) bewundern können. Die Damen hatten Empirekleider, an deren weiten Röcken unten ein Reifen eingenäht war. Wenn die Tänzerinnen gehen, schaut das aus als würden sie schweben. Die Thailändischen Transvestiten schwebten keineswegs schwerelos über die Bühne, auch hatten sie deutliche Probleme mit ihren Fächern, die nicht die vorgeschriebenen Originalgröße hatten. Bei der koreanischen Folklore gibt es einen Schlangentanz, wobei die Bewegungen der Schlange mit den großen Fächern nachgeahmt wird, der immer in einer aufblühenden Lotusblume endet. Hier glich die wendige Schlange einem Wurm, und auf die Lotusblume wurde vergessen. Die sonst so virtuosen Trommeleinlagen der Originaltänzerinnen fielen bei den Thais mehr als dürftig aus.
Der Thailändische Tanz war der anmutigste.
Der indische Phantasietempeltanz, der vor einem goldenen Buddha stattfand, war bis auf einen einzigen sehr beweglichen Tänzer nicht sehr überzeugend. Der indische Tänzer hatte nicht einmal Fußschellen. Der exakt vorgegebenen indische Rhythmus löste sich in Phantasierhythmen auf.
Völlig daneben geraten war der russische Tanz. Verschneite russische Kirchen mit bunten Zwiebeltürmchen und Leuchtketten zaubern keine Stimmung herbei. Die Kostüme mit den langen bunten Kleiderschürzen und den kronenartigen Kopfbedeckungen riefen bei den russischen Besuchern wahre Begeisterungsstürme hervor. Nur die von Thais interpretierten russischen Volkslieder (keine Original CDs) sind nicht so gut angekommen. Die amerikanischen Shows waren langweilig. Es gab keinen Schlussmarsch, der zum Applaudieren angeregt hätte, so wie bei uns in der Volksoper beim „Max und Moritz“ Ballett. Der Vorhang fiel und es war vorbei, als würde man vom Fernseher aufstehen.
Draußen vor dem Showpalast fand ich die Erklärung. Die Thai- Transvestiten hatten keine Zeit um Applaus entgegenzunehmen. Denn sie rannten im Schweinsgalopp ihre prächtigen Kostüme hochraffend hinaus vor dem Eingang auf eine Tribüne. Dort konnten sich die Zuschauer mit den bunten Vögeln fotografieren lassen. Gegen Geld natürlich. Hunderterscheine flogen nur so hin und her.
Die Thai Transvestiten sind im Gegensatz zu den indischen schön und anmutig. Ich sah die tollen Perücken ganz aus der Nähe, beobachtete die geschmeidige Körpersprache und Mimik und bewunderte die schlanken völlig unmännlichen Beine. Die Thais lächelten angesichts der üppigen Einnahmen.
Thailand wurde nie besetzt, war nie europäische Kolonie und konnte daher seine eigene Kultur nicht nur bewahren, sondern auch weiterentwickeln. Das macht den Reiz von Thailand aus. Die Kultgegenstände, Barken. Prunkwagen, Sänften. Altäre, Figuren glänzen nur so in Gold. Keine europäische Nation nahm den Thailändern das Gold weg.
Bekanntlich hat jede Reise ein Ende. Ich saß im Flugzeug am Weg nach Wien. Vor mir hatte ich den kleinen Fernseher eingeschaltet, der mit einem Pfeil den Weg des Flugzeuges markierte. So hatte ich 11 Stunden Zeit die Weltkarte zu studieren. Ich überlegte mir schon meine nächste Reise. Von Bangkok als Stützpunkt würde ich gerne mit der Eisenbahn nach Singapur fahren und nach Kambodscha um den riesigen Tempel ANGKOR WAT zu besuchen. Reisepläne und Ziele im Kopf beflügeln mich .Das Internet macht einem die Vorbereitungen leicht. Na dann…. bis aufs nächste Jahr.
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